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Musik

Eine Idee zur Gewalt

Wenn Dani­el schon gerech­ter­wei­se von Mode­st Mou­se schwärmt, füh­le ich mich genö­tigt, auf die wun­der­vol­le Rose Kemp hin­zu­wei­sen, die ich unlängst schon auf Plattentests.de abfei­ern muß­te. Zu ihrem bewe­gen­den Gemüts­bre­cher „Vio­lence“ haben Frá­n­çois und Rozi Plain ein stim­mungs­vol­les Video in Sepia­far­ben gedreht. Bunt ist anders. Aber sicher­lich längst nicht so inten­siv.

Und mit dem Geprü­gel der Dumpf­ba­cken nicht nur im Fuß­bal­los­ten die­ses Lan­des, son­dern auch in ande­ren gro­ßen Fuß­ball­na­tio­nen wie Spa­ni­en oder Ita­li­en hat das zum Glück so wenig zu tun wie nur was.

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Musik Digital

12, 483, 1, 2:0 (Zusatzzahl: 2007)

Mor­gen erscheint das neue Album von Her­bert Grö­ne­mey­er „Zwölf“. Mor­gen erschei­nen aber auch die aktu­el­len Album­charts, in denen, wenn alles mit rech­ten Din­gen zugeht, Tokio Hotels „Zim­mer 483“ auf Platz 1 ein­stei­gen dürf­te. Des­we­gen bin ich gera­de ein biss­chen am Recher­chie­ren, um dann nächs­te Woche (wenn, jede Wet­te, Grö­ne­mey­er auf 1 gehen wird) einen schö­nen Ein­trag über den musi­ka­li­schen Gene­ra­tio­nen­kon­flikt, der viel­leicht gar kei­ner ist, schrei­ben zu kön­nen.

Ich stol­per­te also gera­de über ein Inter­view, dass Spie­gel Online mit dem Mag­de­bur­ger Quar­tett geführt hat. Krea­ti­ve Idee dabei: Pro­mi­nen­te wie Boris Becker, Bushi­do oder Jona­than Mee­se durf­ten auch Fra­gen stel­len. Aber auch Niels Ruf und Dol­ly Bus­ter. Und das ging wie folgt:

NIELS RUF, Schau­spie­ler und Come­di­an: Mir haben damals die Pres­se­kon­fe­ren­zen zur Auf­lö­sung von Tic Tac Toe wahn­sin­nig gut gefal­len. Wie die sich da gestrit­ten haben! Plant Ihr zu Eurer Auf­lö­sung etwas Ähn­li­ches?
Bill: Ich fand das mit Tic Tac Toe auch lus­tig, aber lei­der müs­sen wir Dich ent­täu­schen: Wir haben noch nichts geplant. Ich glau­be, wenn man sich trennt, soll­te man das ver­nünf­tig machen.
Tom: Und ich glau­be, das wird Niels Ruf auch nicht mehr mit­er­le­ben.

Zuge­ge­ben: die Fra­ge war lahm. Die Ant­wort von Tom Kau­litz dafür gar nicht mal so schlecht.

Noch bes­ser aber:

DOLLY BUSTER: Und hat­test Du schon mal Sex?
Bill: Ich?! Das wer­de ich auch Dir nicht ver­ra­ten. Ich weiß auf jeden Fall, dass Du schon wel­chen hat­test!

Ich bin mir noch nicht sicher, ob das eine rich­tig gute Replik oder so ein „Tataa!“-Karnevalsspruch ist, dafür hät­te man wohl den Ton­fall mit­er­le­ben müs­sen. Trotz­dem: Sol­che Ant­wor­ten hät­te ich den Jungs gar nicht zuge­traut. Um so mehr freue ich mich auf das Chart-Ren­nen der nächs­ten Tage.

Nach­trag 2. März, 15:00 Uhr: Ich hab natür­lich wie­der über­haupt kei­ne Ahnung von Charts. Offen­bar bezie­hen sich die aktu­el­len (es gibt lei­der kei­nen Per­ma­link) auf die Ver­käu­fe von letz­ter Woche. Tokio Hotel (letz­ten Frei­tag erschie­nen) sind also nächs­te, Her­bert Grö­ne­mey­er erst über­nächs­te Woche dran. Was die­se Woche auf 1 ist, gucke ein jeder lie­ber sel­ber nach …

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Musik Rundfunk

Ships ahoy

Zu schön, um’s zu ver­pas­sen: Das Video zur ers­ten Sin­gle „Dash­board“ aus dem neu­en Mode­st-Mou­se-Album „We Were Dead Befo­re The Ship Even Sank“. Wir sehen dar­in Sän­ger Isaac Brock als ergrau­ten See­mann mit Mikro­fon­ha­ken­hand (hin­reis­send gespielt!), atem­be­rau­ben­de Spe­zi­al­ef­fek­te, rie­si­ge See­unge­heu­er und gegen Ende auch John­ny Marr als so eine Art Gitar­re spie­len­den Fisch­men­schen. Hat der gewusst, wor­auf er sich bei Mode­st Mou­se ein­lässt? Ist gar nicht so wich­tig, das Album ist super gewor­den, „Dash­board“ sowie­so und sonst ist auch alles gut.

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Musik

Live Is Beautiful

Es ist fast fünf Jah­re her, da ver­öf­fent­lich­te eine Band, die aus dem hal­ben Com­mon­wealth kam, ihr Debüt­al­bum. Die Musik­pres­se schrieb mal wie­der was vom Next Big Thing und das wären Vega4 sicher­lich gewor­den – wenn ihr Album „Satel­li­tes“ nur ein paar Jah­re spä­ter erschie­nen wäre. Ihre Mischung aus U2, Embrace und sehr frü­hen Radio­head rausch­te damals am Publi­kum vor­bei, das sich kurz dar­auf lie­ber auf Cold­play, Snow Pat­rol und Razor­light stürz­te. Lan­ge Zeit hör­te man gar nichts mehr von Vega4, dann gab es im letz­ten Früh­jahr mit „You And Me“ plötz­lich ein Lebens­zei­chen auf ihrer MySpace-Sei­te und im Herbst erschien dann „You And Others“ – aller­dings zunächst nur in Groß­bri­tan­ni­en, in Deutsch­land ist es erst im April soweit.

Die Band hat viel Ener­gie in die­ses Album gesteckt und ihre neu­en, elek­tro­ni­sche­ren Vor­bil­der wie The Pos­tal Ser­vice mal mehr („A Bil­li­on Tons Of Light“), mal weni­ger („Tearing Me Apart“) auf­fäl­lig zitiert. Mit dem Qua­si-Snow-Pat­rol-Cover „Life Is Beau­tiful“ (Pro­du­zent bei­der Bands ist Jack­ni­fe Lee, der auch schon für U2, Kas­a­bi­an und zuletzt Bloc Par­ty an den Reg­lern saß) und des­sen Ein­satz bei „Grey’s Ana­to­my“ kann eigent­lich nichts mehr schief gehen, jetzt fehlt nur noch das Publi­kum.

Ob es eine so bril­lan­te Idee war, die Band noch vor der offi­zi­el­len Album­ver­öf­fent­li­chung (und damit gänz­lich ohne aktu­el­len Air­play) durch Deutsch­land tou­ren zu las­sen, ist eine Fra­ge, die in den Büros der Sony BMG sicher aus­gie­big dis­ku­tiert wur­de. Auch die Fra­ge, ob es denn aus­ge­rech­net das zwar sehr schmu­cke, aber auch recht abge­le­ge­ne Gebäu­de 9 sein muss­te, in dem die Band in Köln spie­len soll­te, kann man durch­aus stel­len. Im Nach­hin­ein kann man aber bei­de Fra­gen mit einer läs­si­gen Hand­be­we­gung abtun: es hat sich gelohnt.

86 Kar­ten sei­en im Vor­ver­kauf weg­ge­gan­gen, erzähl­te die Band hin­ter­her, da stan­den etwa 120 Leu­te vor der Büh­ne. Von Anfang an war mir das Publi­kum irgend­wie merk­wür­dig vor­ge­kom­men, kurz bevor die Vor­band (Fric­ta­ne aus Köln, soll­te man mal im Auge behal­ten) anfing, däm­mer­te mir dann auch, was genau da nicht stimm­te: ich war einer der jüngs­ten im gan­zen Club (wahr­schein­lich sogar der jüngs­te männ­li­che Kon­zert­be­su­cher), was einem mit 23 nicht mehr all­zu häu­fig pas­siert. Was ich als „älte­re Kon­zert­be­su­cher“ bezeich­nen möch­te, waren noch nicht ein­mal die Ü40-Sekre­tä­rin­nen, die die Band wohl vor fünf Jah­ren im Vor­pro­gramm von Bryan Adams für sich ent­deckt hat­ten, son­dern wirk­lich älte­re Men­schen bei­der­lei Geschlechts mit grau­en Haa­ren und Wind­brea­k­ern. Da denkt man bei einem Rock­kon­zert natür­lich erst mal „Uff, was wol­len die mir denn hier mei­ne Jugend­kul­tur weg­glot­zen?“ bis einem auf­fällt, dass „gene­ra­ti­ons­über­grei­fend“ ein Attri­but ist, das man außer Udo Jür­gens und den Rol­ling Stones nicht ganz so vie­len Musi­kern nach­sagt.

Neun Songs stan­den auf der Set­list, zehn spiel­te die Band am Ende (weil sich eine Kon­zert­be­su­che­rin „The Cater­pil­lar Song“ vom Debüt gewünscht und sicher­heits­hal­ber gleich den aus­ge­druck­ten Lied­text mit­ge­bracht hat­te), davon sie­ben vom neu­en Album. Für die­se zehn Songs brauch­te sie fast andert­halb Stun­den, so lang gerie­ten man­che Live­ver­sio­nen und so viel rede­ten, nein: alber­ten Sän­ger John McDaid und der neue Bas­sist zwi­schen den Lie­dern her­um. Besag­tes „Life Is Beau­tiful“, die aktu­el­le Sin­gle in UK, ging als nicht enden wol­len­der Sta­di­on­rock über die Büh­ne, inkl. einem Aus­flug McDaids ins Publi­kum und hals­bre­che­ri­schem Rum­tur­nen auf den Moni­tor­bo­xen. Sowas darf man aber auch nur machen, wenn man vor dem Lied den eige­nen Vater anru­fen lässt und sich über die Laut­spre­cher mit ihm unter­hält.

Es macht immer Spaß, einer Band mit gro­ßer Spiel­freu­de zuzu­schau­en, und es war schön anzu­se­hen, wie sehr sich die Vier über den war­men Emp­fang in Deutsch­land und beson­ders in Köln gefreut haben. Als ich John McDaid nach dem Kon­zert frag­te, war­um es nur so weni­ge alte Songs zu hören gab, erklär­te er mir, die neue Plat­te bedeu­te der Band sehr viel und sie woll­ten vor allem die­se neu­en Sachen spie­len: „We might play some of the old stuff again when we’­re doing two hour shows!“ Auf einer Sta­di­onbüh­ne wür­den Vega4 sicher eine gute Figur machen. Bleibt nur zu hof­fen, dass dann ein paar Leu­te mehr kom­men.

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Musik Leben

The höher they come, the blöder they fall

Es mag Zufall sein, dass es fast auf den Tag genau acht Jah­re her ist, dass ich zum ers­ten Mal von Brit­ney Spears hör­te. Sie trat mit ihrer ers­ten Sin­gle „Baby One More Time“ bei „Top Of The Pops“ auf und als mein bes­ter Freund und ich das sahen und hör­ten, gaben wir dem Mädel drei Sin­gles, dann sei alles wie­der vor­bei. Ich gebe zu: wir hat­ten uns ver­schätzt. Es waren dann doch vier Alben, die zu bewer­ten hier gar nicht The­ma sein soll. (Nur ein Hin­weis sei erlaubt: dass „Baby One More Time“ ein tol­ler Song war, wur­de spä­tes­tens ein Jahr spä­ter klar, als Tra­vis ihn cover­ten.)

Die Fra­ge, wann eigent­lich Brit­neys letz­te Sin­gle erschie­nen sei (und wie die klang), könn­te ich nicht ohne vor­he­ri­ge Recher­che beant­wor­ten. Aber das ist inzwi­schen auch völ­lig egal, es inter­es­siert ja auch nur noch die wenigs­ten, dass Pete Doh­erty noch Musik macht (die letz­te Babysham­bles-EP, das weiß ich wenigs­tens, hieß „The Blin­ding“ und erschien Ende 2006). Brit­ney Spears, die ja sowie­so immer schon ein belieb­tes The­ma des sog. Boulevard-„Journalismus“ war, ist end­gül­tig zum Traum eines jeden Gos­sen­be­ob­ach­ters gewor­den, weil sie alles, aber auch wirk­lich alles ver­eint, wofür man sonst Paris Hil­ton, Rob­bie Wil­liams und Pete Doh­erty bräuch­te – oder die jetzt nicht mehr ver­füg­ba­re Anna Nico­le Smith.

Jetzt (das ist der Bild­zei­tungs-Begriff für „vor eini­ger Zeit“, in die­sem Fall: „let­ze Woche“) hat sie sich eine Glat­ze schnei­den las­sen, was die „Panorama“-Redakteure hun­der­ter Online-Maga­zi­ne in Ver­zü­ckung ver­set­ze. Zwar gab es allen­falls zwei grie­se­li­ge Fotos von Spears‘ Plat­te, aber fast nie­mand ließ sich die Gele­gen­heit ent­ge­hen, noch mal eine Foto-Gale­rie mit den schöns­ten glatz­köp­fi­gen Frau­en (Sinead O’Con­nor, Skin, Nata­lie Port­man, Demi Moo­re) zusam­men­zu­stel­len. Ent­setzt wur­de das Phra­sen­schwein gemol­ken und die ewig glei­che Fra­ge, wie es nur so weit habe kom­men kön­nen, in den Raum oder zumin­dest auf die Titel­sei­ten gestellt. Frau Spears, die vor dem Fri­seur­be­such eine Ent­zie­hungs­kur abge­bro­chen hat­te, begab sich in der Zwi­schen­zeit in eine Ent­zugs­kli­nik, check­te nach 24 stun­den wie­der aus und hat nach neu­es­ten Mel­dun­gen grad zum drit­ten Mal inner­halb einer Woche eine Reha-Kli­nik auf­ge­sucht. (Ich muss mich kor­ri­gie­ren: nach neu­es­ten Mel­dun­gen soll Frau Spears mit einem Regen­schirm auf ein Auto los­ge­gan­gen sein, das ent­we­der ihrem Noch-Gat­ten oder einem Papa­raz­zo gehör­te. Das mit der Kli­nik könn­te natür­lich trotz­dem stim­men. Oder schon wie­der über­holt sein.)

Der ziem­lich bril­lan­te ame­ri­ka­ni­sche Pop­jour­na­list Chuck Klos­ter­man sagt in einem (im Novem­ber 2006 geführ­ten) Inter­view in der aktu­el­len Galo­re:

Es ist schwie­rig, jeman­den wie Brit­ney sati­risch zu beglei­ten. Wenn jemand vor zwei Jah­ren eine Par­odie auf Spears ver­fasst hät­te, was hät­te er getan? Wahr­schein­lich hät­te man sie mit einem wei­ßen Mit­tel­stands-Mann ver­hei­ra­tet, der von sich denkt, er sei ein Rap­per. Und der dann in ihrem Kel­ler wohnt und hin­ter­her um das Sor­ge­recht für die Kin­der klagt, um an ihr Geld zu kom­men. Das wäre glatt als Sati­re durch­ge­gan­gen. Aber es ist wirk­lich pas­siert. Man hät­te auch eine Sze­ne schrei­ben kön­nen, wie Brit­ney bar­fuß aus einer öffent­li­chen Toi­let­te kommt. Auch das ist wirk­lich pas­siert.

Bei You­Tube kann man sich ein Video anse­hen, wie Brit­ney Spears von Papa­raz­zi bedrängt wird und schließ­lich aus­ras­tet. Die Berufs­zy­ni­ker der Scum Press wer­den wie­der was faseln von „Wer die Medi­en für sei­nen Auf­stieg nutzt, muss auch damit rech­nen, in der Zei­tung zu ste­hen, wenn es mal nicht so gut läuft.“ (das Zitat ist zusam­men­er­fun­den, soll­te aber als authen­tisch durch­ge­hen) und auch der klei­ne Mann auf der Stra­ße wird wie­der geist­rei­che Leser­brie­fe abson­dern mit Sen­ten­zen wie „Ich kann das Gejam­mer der ‚Rei­chen und Schö­nen‘ nicht mehr hören. Er hat sich für das Leben, das er führt, ent­schie­den, und ent­schei­det sich jeden Tag aufs Neue dafür.“ (aus den Kom­men­ta­ren zu einem sueddeutsche.de-Arti­kels über Rob­bie Wil­liams‘ aktu­el­len Tablet­ten­ent­zug, der sich sowie­so schon wie ein Nach­ruf liest). Und war­um gucken wir uns das alle an? Weil „die da oben“ viel schö­ner und län­ger fal­len kön­nen. Das Schluss­wort die­ses quir­li­gen Gedan­ken­hop­pings gebührt des­halb Bil­ly Wil­der:

Der Unter­schied zwi­schen einer Komö­die und einer Tra­gö­die ist: Ein Mann läuft eine Stra­ße hin­un­ter und fällt hin. Wenn er wie­der auf­steht, ist das eine Komö­die, die Leu­te lachen; bleibt er lie­gen, ist es eine Tra­gö­die.

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Musik

Der musikalische Aschermittwoch: Who Invented These Lists?

Nicht nur die Poli­ti­ker machen heu­te aller­or­ten Bestands­auf­nah­men, auch ich wer­fe einen Blick ins Plat­ten­re­gal und ver­su­che fest­zu­hal­ten, was da so bis­her unter dem Erschei­nungs­jahr 2007 ein­sor­tiert wur­de.

Alben
1. Bloc Par­ty – A Weekend In The City
„Silent Alarm“ hat (fast) alle kalt erwischt: vor zwei Jah­ren, auf dem ers­ten Höhe­punkt der Newest Wave, waren Bloc Par­ty plötz­lich da und klan­gen so anders als der gan­ze Rest. Die Erwar­tungs­hal­tun­gen für den Nach­fol­ger waren rie­sig und was tut die Band? Schlägt so vie­le Haken, dass man erst gar nicht merkt, dass das Zweit­werk noch grö­ßer ist als das Debüt.
Eine Art Kon­zept­al­bum über Lon­don und Eng­land all­ge­mein, geprägt von der dor­ti­gen Para­noia und Gewalt, von Exszes­sen und der immer glei­chen Suche nach Lie­be. Die ganz gro­ßen The­men, gehau­en in nicht min­der gro­ße Songs, die auf dem Grat zwi­schen ver­stö­rend und über­wäl­ti­gend tan­zen.
Aus­ge­wähl­te High­lights zu bestim­men, erscheint schon fast unmög­lich. Mein per­sön­li­cher Favo­rit aber von Anfang an: „Sun­day“, nicht zuletzt wegen des Refrains „I love you in the mor­ning /​ When you’­re still hung over /​ I love you in the mor­ning /​ When you’­re still strung out“. Das dürf­te die­ses Jahr schwer zu top­pen sein.

2. The Blood Arm – Lie Lover Lie
Schreibt der Musik­ex­press, die klän­gen wie eine Mischung aus Ben Folds Five und Franz Fer­di­nand. Denk ich: „Das wol­len wir doch erst mal sehen“. Da dröhnt es aus den Boxen der Indi­edis­cos: „I like all the girls and all the girls like me“, immer und immer wie­der. Das Ren­nen um die Text­zei­len des Jah­res ist also ganz sicher noch nicht ent­schie­den und der dazu­ge­hö­ri­ge Song „Suspci­cious Cha­rac­ter“ hat alle Chan­cen, mei­ne Sin­gle des Jah­res zu wer­den.
Das zwei­te Album des Quar­tetts aus L.A. hat aber mehr zu bie­ten als text­ar­me Mit­gröl­hym­nen: „Going To Ari­zo­na“ ist eine herr­li­che Folk­num­mer zum, nun ja: Mit­grö­len, und „Dolo­res Deli­vers A Glo­rious Death“ ein fast schon töd­li­cher Schun­k­ler. Es gibt eine wei­te­re Band, die das Kla­vier zum Rocken nutzt und im Gitar­ren­ver­lieb­ten Indie­rock abstellt, was will man mehr?

3. Litt­le Man Tate – About What You Know
Shef­field, Part­ner­stadt Bochums und Hei­mat von Pulp und der Arc­tic Mon­keys. Letz­te­re sind dafür ver­ant­wort­lich, dass wohl bald jeder ver­pi­ckel­te Schul­jun­ge in der Stadt, der eine Gitar­re hal­ten kann, einen Plat­ten­ver­trag unter­schrei­ben muss. Bevor es aber so weit ist (und der gro­ße Rock’n’Roll-Cir­cus womög­lich nach Dar­ling­ton wei­ter­zieht), dür­fen wir uns am Debüt­al­bum von Litt­le Man Tate erfreu­en.
Die machen das, was man als jun­ge Band halt so macht: leicht rot­zi­gen Gitar­ren­pop mit mehr oder weni­ger bis­si­gen Tex­ten und ein­gän­gi­gen Melo­dien. Der Ope­ner „Man I Hate Your Band“, das schon mehr­fach als Sin­gle aus­ge­kop­pelt wor­den war, spielt dann auch gleich mit den gan­zen Kli­schees, die Schü­ler­bands auf Musik­ma­ga­zin­ti­tel­bil­dern so mit sich brin­gen, aber auch „Euro­pean Lover“ und „Court Report“ sprin­gen direkt aus dem All­tag in die Radi­os die­ser Welt. Bochum hat immer noch nur Grö­ne­mey­er. Noch.

4. Cold War Kids – Rob­bers And Cowards
Da kommt jah­re­lang nichts Neu­es aus Kali­for­ni­en und jetzt haben wir hier schon die zwei­te Band, die am Pazi­fik zu Hau­se ist: auch Indie­rock im wei­tes­ten Sin­ne, auch ab und zu mal mit Kla­vier, aber ins­ge­samt ein weni­ger kan­ti­ger als The Blood Arm. Man erahnt ein wenig Tom-Waits-Ein­flüs­se (Cali­for­nia, you know?), auch Ver­glei­che mit Clap Your Hands Say Yeah klop­fen höf­lich an, aber so unhör­bar sind Cold War Kids dann auch nicht.
„Hang Me Up To Dry“ heißt die aktu­el­le Sin­gle, die nur des­halb nicht so häu­fig in Indi­edis­cos lau­fen wird, weil man auf den Takt kaum tan­zen kann.

5. Tele – Wir brau­chen nichts
Und noch schnell was für die Deutsch­quo­te tun: Tele wer­den beim Durch­zäh­len der aktu­el­len deutsch­spra­chi­gen Bands ger­ne über­se­hen. Ihre Sin­gles lau­fen viel­leicht im Radio, aber vie­le ihrer Songs sind ein biss­chen zu vetrackt, um noch Mas­sen­kom­pa­ti­bler Pop zu sein. Beim „Bun­des­vi­si­on Song Con­test“ lan­de­ten sie im Mit­tel­feld, dabei war „Mario“ wohl der mit Abstand am bes­ten aus­ge­ar­bei­te­te Song im Wett­be­werb: die Lied gewor­de­ne Geschich­te eines Jun­gen aus gutem Hau­se, der immer auf der Suche ist, vor­ge­tra­gen zu leicht latein­ame­ri­ka­ni­sier­ter Musik und unwi­der­steh­li­chen „Oh oh“-Chören.
Mit nicht ganz so nahe­lie­gen­den Musik­sti­len haben es Tele eh, auch wenn „Rio de Janei­ro“ eher nach US-ame­ri­ka­ni­scher Revue­mu­sik als nach Sam­ba klingt. Und dann noch die­se Tex­te: „Als Du noch hier warst, war ich sicher, ich bin nicht mehr in dich ver­liebt, aber das war falsch wie der ers­te und der zwei­te Golf­krieg“. Der Titel­track ist dann (nach Muff Pot­ters „Wenn dann das hier“ und „Nichts geht ver­lo­ren“ von Kan­te) der end­gül­ti­ge Beweis dafür, dass man über Sex sehr wohl auch auf Deutsch sin­gen kann. Ein Lied, so ver­ein­neh­mend, dass man dazu auch ger­ne mal sei­ne Rei­se­ta­sche im Zug ste­hen lässt.

Sin­gles
1. Kai­ser Chiefs – Ruby
Mei­nen Hang zu klug erson­ne­nen Mit­gröl­hym­nen hat­te ich ja schon wei­ter oben zuge­ge­ben. „Ruby­ru­by­ru­by­ru­by (ahaaa­haa), doya­doya­doya­doya“ ist also ein Zwei-Pro­mill-Refrain ganz nach mei­nem Geschmack. Das ist für den Moment mehr als genug, das ist sogar spit­zen­mä­ßig, und wie das Album wird, sehen wir dann am Frei­tag.

2. Bloc Par­ty – I Still Remem­ber
Gerüch­ten zufol­ge die zwei­te Sin­gle, des­we­gen hier in der Lis­te: ein The-Cure-Gitar­ren­riff, danach erst mal nur noch Bass, Schlag­zeug und die unglaub­li­che Stim­me von Kele Oke­re­ke. Eine Hym­ne über uner­füll­te Lie­be, wahr­schein­lich bald zu Ker­zen­licht und bil­li­gem Rot­wein in jedem zwei­ten Teen­ager-Zim­mer zu hören (falls man sowas heu­te noch macht).

3. The Blood Arm – Suspcious Cha­rac­ter
Ich schreib doch jetzt nicht das drit­te Alko­hol-Lob­lied in Fol­ge! Statt­des­sen nur „I like all the girls and all the girls like me“, der Rest steht eh oben.

4. Mika – Grace Kel­ly
Seit Wochen Num­mer 1 in UK, muss ich mehr sagen? Okay: Wenn es Queen mit ihrer Reuni­on halb­wegs ernst gemeint hät­ten, hät­ten sie sich Mika als Sän­ger geholt. Der jon­gliert nicht nur mit sei­ner Stim­me wie der­einst Fred­die Mer­cu­ry, der schreibt auch noch gleich sol­che Songs.

5. Lady Sove­reign – Love Me Or Hate Me
Wei­ße Eng­län­de­rin­nen, die anfan­gen zu rap­pen: Au weia. Glück­li­cher­wei­se erreicht Loui­se Har­man einen recht beacht­li­chen Wert auf der Mike-Skin­ner-Ska­la und bas­telt sich noch reich­lich Grime-Ele­men­te in die Musik. Wie Lily Allens böse Stief­schwes­ter. Klar, dass sowas pola­ri­siert, aber das sagt ja auch schon der Titel.

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Musik Rundfunk

Rock Me Amadeus

Ich mag die Öster­rei­cher. Und in den letz­ten 12 Stun­den fand ich wie­der zwei Sachen, an denen ich das fest­ma­chen konn­te:

1. Die ORF-2-Über­tra­gung vom Wie­ner Opern­ball. Wäh­rend mann im deut­schen Fern­se­hen (auch oder gera­de im öffent­lich-recht­li­chen) bei sol­chen Ereig­nis­sen hek­ti­sche, ober­fläch­li­che Inter­views mit den immer glei­chen Pro­mi­nen­ten sehen wür­de, unter­hielt sich Ara­bel­la Kies­bau­er min­des­tens drei Minu­ten mit Stel­la Deet­jen, die sich für ein Lepra-Pro­jekt in Indi­en enga­giert und den Opern­ball zum Kon­tak­te­knüp­fen und Spen­den­sam­meln nut­zen woll­te. Man mag das als Ali­bi-The­ma abtun, aber dann stel­le man sich mal vor, bei irgend­ei­nem deut­schen „Event“ (bei dem deut­schen „Event“, was auch immer das sein soll­te) käme eine nicht-pro­mi­nen­te Wohl­tä­te­rin zu Wort und rede­te drei Minu­ten über eine immer noch weit ver­brei­te­te, aber rela­tiv gut heil­ba­re Krank­heit. Klingt eher unwahr­schein­lich, oder? Dass der kur­ze Talk mit Paris Hil­ton dann auch noch gar nicht mal so ober­fläch­lich war und Mode­ra­tor Alfons Hai­der mit dem hüb­schen Neben­satz „sie ver­sucht sich als Schau­spie­le­rin, Sän­ge­rin und Model“ auch noch eine (unfrei­wil­li­ge?) Spit­ze rein­brach­te, run­de­te mei­ne Freu­de über die­ses TV-Ereig­nis ab.

2. Die­se Wor­te, die die Öster­rei­cher, und wirk­lich nur die Öster­rei­cher haben, die­se Berufs­be­zeich­nun­gen, die­se etwas anti­quiert wir­ken­de Höf­lich­keit, das alles fin­de ich ganz toll. Und ein neu­es Lieb­lings­wort habe ich jetzt auch: Pöna­le.

In die­sem Zusam­men­hang soll­te man viel­leicht dar­auf hin­wei­sen, dass der zweit dritt viert­be­rühm­tes­te Öster­rei­cher der Welt nächs­te Woche 50 Jah­re alt gewor­den wäre. Stand in der neu­en Vani­ty Fair.

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Musik

Gothic nicht mehr Underground?

Mit Fas­zi­na­ti­on stel­le ich nun seit län­ge­rer Zeit fest, dass die Musik­be­we­gung, die sich immer noch für eli­tär und under­ground­ver­bun­den hält, immer mehr Ein­zug in die 0815-Musik­sze­ne fin­det – aber nicht nur das, auch umge­kehrt gibt es Schnitt­stel­len !
Nina-Frie­de­ri­ke Gnä­dig, bes­ser bekannt als das Biest aus „Ver­liebt in Ber­lin“ posiert für das Video „Schwar­ze Wit­we“ der Gothic-Rock Band Eis­bre­cher. Regi­na Hal­mich ist sehr gut mit Mozart von Umbra et Ima­go befreun­det und geniesst durch­aus Aben­de in Gothic­schup­pen. Es ist einer­seits gut zu sehen, dass die Tole­ranz der „Nor­ma­los“ für so einen Lebens­stil wie den des Goths steigt, aller­dings sehe ich die umge­kehr­te Wen­dung mit einem wei­nen­den Auge – denn es gibt genug Künst­ler, die mit den Gruf­ties gross gewor­den sind und nun ihren Stil um 180 Grad dre­hen, damit sie von gros­sen Musik­sen­der akzep­tiert wer­den. Um nur eini­ge zu nen­nen: Apo­ptyg­ma Berz­erk – die haben frü­her kei­ne ein­zi­ge Gitar­re gese­hen, Oomph waren anders unter­wegs als sie noch „Ich bin der neue Gott“ san­gen, And One klin­gen nach Schla­ger und jedem „Chart-Hörer“ wür­de das Blut in den Adern gefrie­ren, wenn sie z.B. „Pan­zer­mensch“ statt „So klingt Lie­be“ im Radio hören wür­den. Auch ist es inter­es­sant zu sehen, dass Ramm­stein seich­ter in ihren Vide­os wer­den, statt­des­sen aber jun­ge Tee­ny Bands geschminkt rum­lau­fen wie Chris Pohl in sei­nen dun­kels­ten Jah­ren.

Ich glau­be, ich wird das nie ver­ste­hen.… ich bin ein­fach zu alt für so was *lach*

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Musik

Unendliche Weiten: Imogen Heap verändert meine Welt

Es ist inzwi­schen schon min­des­tens drei Wochen her, da erreich­te mich die Plat­te einer Musi­ke­rin, die mich bis­her haupt­säch­lich mit ihrem Pro­jekt Frou Frou beglückt hat­te. Ers­te Begeg­nung mit der Stimm­ge­walt der Frau Heap: Der Film Gar­den Sta­te, in dem der Song „Let Go“ die End­sze­ne unter­mal­te.
In den USA hat sie schon seit lan­gem einen guten Sta­tus inner­halb der Musik­sze­ne, und das hier gera­de erst auf den Markt geschmis­se­ne Album „Speak For Yours­elf“ ist dort bereits seit 2005 eine gern benutz­te Quel­le für die Musik­ver­ant­wort­li­chen der gro­ßen TV-Seri­en. Aber nun genug des Gefa­sels, es geht ja schließ­lich um Musik.

Ers­ter Ein­druck: Och ja. Ganz nett, aber vom Hocker rei­ßen? Nee. Zwei­ter Ein­druck: Huch, sind das teil­wei­se detail­ver­lieb­te Songs. Danach nur noch Begeis­te­rung. Aber eine Begeis­te­rung, die man mit Wor­ten nicht umschrei­ben kann. Zeit­wei­li­ge Schub­la­de: Elek­tro­pop. Aber das trifft es manch­mal dann doch eben nicht.
Episch, aber doch mini­ma­lis­tisch, detail­ver­liebt, aber doch schlicht, und dazu ein gehö­ri­ger Schuss Atmo­sphä­re. Eine gefähr­li­che Mischung, der ich mich mit gro­ßer Begeis­te­rung ein kom­plet­tes Wochen­en­de hin­ge­be. Tan­ze, seuf­ze, über das gehör­te nach­den­ke. Eine lan­ge nicht da gewe­se­ne Inten­si­tät, die sich durch das Album zieht. Kom­plett instru­men­ten­los in ande­re Sphä­ren zieht wie bei „Hide And Seek“. Dahin­wa­bert wie in „Clear The Area“. Und dann wie­der­um auch kraft­voll zuhaut in „Day­light Rob­be­ry“. Für viel­sei­ti­ge Alben die rich­ti­gen Wor­te fin­den ist schwie­rig. Bei Imo­gen Heap fällt es mir noch viel schwe­rer als nor­ma­ler­wei­se. Der Zufall lei­te mich auf ein Zitat aus „Good­night And Go“.

Skip­ping beats, blus­hing cheeks I am strugg­ling
Day­d­re­a­ming, bed sce­nes in the cor­ner cafe
And then i’m left in bits reco­ve­ring tec­to­nic tremblings
You get me every time

Dem ist nichts mehr hin­zu­zu­fü­gen. Nur noch eins:
Say good­night and go.

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Das Jahr des Schweins oder wie klingt Musik, die Hunger verbreitet?!

Ich hat­te vor kur­zem das Ver­gnü­gen einer äußerst inter­es­san­ten kul­tu­rel­len Ver­an­stal­tung bei­zu­woh­nen, aber bevor ich Euch ver­ra­te, was es war, muss ich mei­nen Gesichts­aus­druck beschrei­ben, der unwei­ger­lich auf­trat, als ich die Ein­tritts­kar­te dafür in den Hän­den hielt. Bin­nen Sekun­den wech­sel­te er von Unver­ständ­nis, Angst, Schock bis hin zu: Na, schau­en wir mal… Immer­hin dach­te ich schon an die ers­ten Flucht­mög­lich­kei­ten, die sorg­fäl­tig aus­ge­ar­bei­tet wer­den muss­ten.

Nun aber der Titel des Gan­zen: Das Gro­ße Chi­ne­si­sche Neu­jahrs­kon­zert zum Jahr des Schweins. Für mich als beken­nen­de Syn­thie­pop­pe­rin bis hin zu EBM-Beats-Lieb­ha­be­rin ein wah­rer Kul­tur­schock!

Kar­te in der Hand, ging es zur Esse­ner Phil­har­mo­nie und die Erwar­tun­gen waren wahr­lich nicht die bes­ten – immer­hin dürf­te es pein­lich wer­den mit­ten in der Ver­an­stal­tung aus der hin­te­ren Rei­he ein Schnar­chen zu ver­neh­men – dach­te ich.

Aber kaum erklan­gen die ers­ten Klän­ge, war an Schla­fen schon nicht mehr zu den­ken!

Nach einem Tag, den ich mit 3 Bröt­chen über die Run­den gebracht hat, war es kaum ver­wun­der­lich, dass ich nach den ers­ten 3 Tak­ten an Ente süß/​sauer, Früh­lings­rol­len, gebra­te­ne Nudeln und Bami Goreng dach­te. Das ging sogar so weit, dass mich mei­ne Freun­din wäh­rend der Ver­an­stal­tung in die Rip­pen boxen muss­te, weil mein Magen manch­mal lau­ter wur­de als die Solis­tin vor­ne.
Aber es wur­de einem auch viel gebo­ten, nicht nur für´s Ohr, son­dern auch für die Augen:
Man mag ja von den Asia­ten hal­ten, was man will – aber ich den­ke, es gab kein ein­zi­ges männ­li­ches Wesen im Saal, der nicht inner­lich nach die­sen zier­li­chen Püpp­chen vor­ne gelechzt hät­te… bloss gibt es natür­lich offen nie­mand zu, der sei­ne Ange­trau­te neben sich sit­zen hat. Him­mel, ich soll­te auch täg­lich Reis­sup­pe mit Stäb­chen essen und dazu noch Kampf­sport betrei­ben, damit ich so aus­se­he. Denn abge­se­hen von den urko­mi­schen Gebil­den auf der Büh­ne, die man wohl als tra­di­tio­nel­le Instru­men­te bezeich­nen kann, gab es auch eine Solis­tin, die die Schlag­in­stru­men­te so bear­bei­te­te als wäre sie eben einem Kampf­sport­trai­ning ent­sprun­gen. Die Geschwin­dig­keit war atem­be­rau­bend und die Art und Wei­se so fas­zi­nie­rend, dass selbst STOMP ein­pa­cken kann.
Auch wenn die Musik teils an Chi­na­re­stau­rants erin­ner­te, so war es den­noch ein bezau­bern­der Abend wie aus 1000 und einem Jackie Chan Film. 100%ig sehens­wert !

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musikalische Gefühlsduseligkeiten am Valentinstag

Pas­send zum ver­gan­ge­nen Valen­tins­tag woll­te ich doch mei­ne Gedan­ken zum mit Abstand kon­sum­reichs­ten Tag im Jahr los­wer­den… Der­je­ni­ge, der sich die­sen Tag aus­ge­dacht hat, gehört erschos­sen! (Er hat­te defi­ni­tiv zu viel Geld und viel zu viel Kitsch im Sinn!)

Muss man denn aus­ge­rech­net am 14.02. „Ich lie­be dich“ sagen? Nein, bestimmt nicht… vor allem, wenn man es sonst nie sagt… oder bes­ser noch, wenn man es täg­lich wie die Zeit­an­sa­ge wie­der­holt, ohne zu wis­sen, was man da eigent­lich faselt… Gewohn­heit ist Gewohn­heit – für vie­le… Dann noch der Hau­fen Schrott, mit dem man bedroht wird: Gum­mi­bär­chen in Penis­form. Kama­su­tra Kar­ten­spie­le, Wür­fel­spie­le, die einem zei­gen sol­len, wel­che Stel­lung wohl am nächs­ten Bei­schlaf ange­bracht wäre, Plüsch-Ohren­schüt­zer in Herz­chen­form… schief sin­gen­de Blu­men­lie­fe­ran­ten, die das selbst zusam­men­ge­zim­mer­te Gedicht vor­tra­gen, am bes­ten am Arbeits­platz… an so einem Tag, soll­te man sei­ne Lie­be genies­sen und nicht an Herz­still­stand vor Pein­lich­keit ster­ben. Ich fin­de, man soll­te dann ein­fach die gemein­sa­me Zeit genies­sen, ohne das gan­ze Brum­bo­ri­um drum rum… bloss da scheitert´s oft an der zwi­schen­mensch­li­chen Kom­mu­ni­ka­ti­on. Da kann man froh sein, dass es 1000de Songs gibt, die genau das aus­drü­cken, was einem so im Kopf rum­schwirrt – man hat schliess­lich Künst­ler, die für einen spre­chen und man kann die bes­ten Aus­sa­gen auf­neh­men und es dem/​der Liebs­ten schen­ken. Mesh sind 3 Jungs aus Bris­tol, die eben nicht nur alles rosa/​rot sehen, son­dern einen kri­ti­schen Blick für Zwi­schen­mensch­li­ches besit­zen und ein Song, der mich durch den Valen­tins­tag beglei­tet hat, war „It sca­res me“. So schön, hat noch nie jemand die Ängs­te und Gefüh­le in eini­gen Zei­len zusam­men­ge­fasst, wie sie: – But you know
That I’m caught bet­ween the magic that you gave to me
And the fear that you might lea­ve.
Becau­se it sca­res me.
That you could break my heart again so easi­ly
Don’t let us fall apart – Kri­tisch wird´s, wenn das Gegen­über, das Objekt der Begier­de völ­lig auf´m Schlauch steht und nicht schnallt, wor­um es eigent­lich geht. Aber auch dar­auf ken­nen Mesh eine Ant­wort. Femi­nin-Mas­ku­li­ne-Kon­ver­sa­ti­on sieht meis­tens so aus:
She say’s „One more? Just what you are scared of?“
He says „What for? – (What are you scared of? – Mesh)

In die­sem Sin­ne, nur spre­chen­den Men­schen kann gehol­fen wer­den !!!!