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Die Beatles? Wer sind die Beatles?

Obi­ge Fra­ge ist natür­lich an dem Tag, an dem alle in Gedan­ken gen Grace­land rei­sen, eher abwe­gig. Aber da ich eh in einem Beat­les-Haus­halt auf­ge­wach­sen bin (mein ers­tes pop­kul­tu­rell ver­tret­ba­res Groß­kon­zert war dann eben auch auf der ’89er-Tour von Paul McCart­ney), sei dies ver­zie­hen. Viel wich­ti­ger ist eh das Hör­erleb­nis von eben, kurz nach neun: Ein hübsch rup­pi­ger Gitar­ren­st­ak­ka­to-Beat, wie ihn Tom­te, Toco­tro­nic oder Blum­feld (RIP) so drauf haben, legt los. Ein Typ mit dezent alpi­nem Genu­schel sprech­singt dazu irgend­was, und schnell denkt man: „Das ist also die neue von den Sport­freun­den? Das könn­te man ja glatt gut­fin­den.“ Und dann sagt Eins­li­ve-Wuschel Ingo Schmoll etwas von Jonas Gold­baum und – und hier kommt der an herr­lich lan­gen Haa­ren her­bei­ge­zo­ge­ne Bezug zum Auf­hän­ger – „Yeah, yeah, yeah“. Plötz­lich hat aus­ge­rech­net Öster­reich eine tol­le Band.

Ach ja: Jonas Gold­baum sind beim Köl­ner Club­gig der viel­leicht immer noch guten Jim­my Eat World Sup­port (21.8., also kom­men­den Diens­tag) und ver­öf­fent­li­chen ihr Debüt Ende Okto­ber bei den Sen­si­bel­chen von Road­run­ner.

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Politik

What a difference a day makes

Man hat­te es kaum ver­mei­den kön­nen, mit­zu­be­kom­men, dass Tony Blair die Schlüs­sel zu 10, Dow­ning Street heu­te her­ge­ben wür­de. Auch der Name des Nach­fol­gers war schon län­ger abseh­bar – zumal sich Blair und Gor­don Brown angeb­lich schon vor drei­zehn Jah­ren dar­auf geei­nigt hat­ten.

Das grin­sen­de Segel­ohr bekam vor sei­nem Aus­zug aus der bekann­tes­ten Wohn­adres­se Euro­pas als mög­li­cher­wei­se ers­ter PM über­haupt ste­hen­de Ova­tio­nen zum Abschied. Viel auf­merk­sam­keits­wür­di­ger wirk­te jedoch zunächst das, was heu­te-Mode­ra­to­rin Petra Gers­ter in den 19-Uhr-Nach­rich­ten fal­len ließ:

Der neue bri­ti­sche Pre­mier­mi­nis­ter heißt seit heu­te Gor­don Brown.

Eine spon­ta­ne Recher­che konn­te eine sol­che Namens­än­de­rung jedoch nicht veri­fi­zie­ren. Der Kerl hieß schon immer so. Es muss also wie­der alles auf den unsau­be­ren Umgang mit der deut­schen Spra­che gescho­ben wer­den. Wie lang­wei­lig.

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Musik

Jenseits von Taliban

Das Fens­ter ist zu. Jeden­falls brau­che ich mich kein Stück weit hin­aus­leh­nen, wenn ich behaup­te, daß The Afghan Whigs die ein­zi­gebes­te Soul­grunge­band aller Zei­ten waren. Und sind. Denn wie viel­leicht der eine oder die ande­re mit­be­kom­men hat, haben sich die Herr­schaf­ten um Greg Dul­li wie­der zusam­men­ge­rauft.

Nach­ge­bo­re­ne wer­den Dul­li zwar eher nur als The Twi­light Sin­gers ken­nen (und sich viel­leicht sogar in den Auf­tritt beim letzt­jäh­ri­gen Hald­ern-Pop ver­liebt haben). Aber das ist mitt­ler­wei­le nur eine von Dul­lis Akti­vi­tä­ten. Außer­dem arbei­tet er näm­lich mit sei­nem Kum­pel Mark Lane­gan an einem Album als The Gut­ter Twins. Aber das muß wei­ter war­ten.

Jeden­falls erscheint am 6.7.2007 mit „Unbre­aka­ble – Best of 1990–2006“ bei Rhi­no /​ War­ner eine lecke­re Zusam­men­fas­sung ihrer Stern­stun­den, bei der zwar der Über­song „Miles iz dead“ schein­bar nicht dabei – was eine Sün­de wäre! -, aber der ver­steck­te sich ja schon auf „Con­gre­ga­ti­on“ als Hid­den Track. „Unbre­aka­ble – Best of 1990–2006“ jeden­falls ist mit den zwei obli­ga­to­ri­schen neu­en Songs aus­ge­stat­tet, die schon ein­mal zei­gen sol­len, wo es für die Band wei­ter­geht. Und die haben es in sich!

Soviel zur Theo­rie, hier die Pra­xis:

Die­ses „Maga­zi­ne“ ist ver­teu­felt noch mal das schlüpf­rigs­te Rock­ding, was mir die­ses Jahr in die Ohren, ins Herz und in die Hose gerutscht ist. Hören und ver­lie­ben! Das ist ein Befehl.Weiterführende Links:

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Walfangverbot

Irgend­je­mand ließ heu­te unvor­sich­ti­ger­wei­se mal wie­der einen durch­aus ver­trau­ten URL fal­len. Auf http://www.nme.com/magazine schaut man als musik­in­ter­es­sier­ter Mensch ja ger­ne mal nach, wenn man sich über die aktu­el­len Hypes infor­mie­ren will. Und was blinkt einem da ent­ge­gen? Beth Dit­to, Sän­ge­rin von The Gos­sip, in vol­ler Grö­ße und mit rela­tiv wenig Tex­til. Beth Ditto auf dem NME-Cover Man­cher wird dem Maga­zin unter­stel­len, die­ses Cover­mo­tiv sei mutig. Man­cher wird sich ver­schämt abwen­den. Und man­cher auch ein­fach nur reflex­ar­tig in sei­ne Hose grei­fen. Sei’s drum – wich­ti­ger als die per­sön­li­che Ein­stel­lung gegen­über Adi­po­si­tas ist ohne­hin die Musik. Die von The Gos­sip kann eini­ges, was man nicht nur dar­an able­sen kann, dass bei den geschät­zen Kol­le­gen von tonspion.de „Stan­ding in the way of con­trol“ 2006 zum MP3 des Jah­res gewählt wur­de.

Dass aber das mit dem Cover­fo­to aus­ge­rech­net am Tag pas­siert, an dem die inter­na­tio­na­le Wal­fang­kom­mis­si­on ver­kün­det, dass das Wal­fang­mo­ra­to­ri­um fort­ge­setzt wird, ist sicher­lich nur Zufall. Oder? Zum Glück ken­nen die beim NME Jacky D nicht.

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Politik

Der russische Bärbeiß

Vor­ges­tern erst schaff­te unser guter Freund Wla­di­mir Putin sei­nen ehe­dem tap­si­gen Vor­gän­ger unter die Erde, dem des­sen Eltern den Namen einer fran­zö­si­schen Wod­ka-Sor­te gege­ben hat­ten. Und heu­te sorgt er wie­der für gro­ßen Spaß und Erin­ne­run­gen an den Kal­ten Krieg.

Ihr wisst nicht, was das ist? Tun wir also mal für einen Moment so, als gäbe es die Wiki­pe­dia nicht: Damals, als die Mau­er noch stand und dafür sorg­te, dass die einen Deut­schen Bana­nen essen und BILD lesen konn­ten und die ande­ren Deut­schen nicht, hat­ten die USA noch einen eben­bür­ti­gen Feind. Die Sowjet­uni­on, hier­zu­lan­de auch ger­ne UdSSR abge­kürzt und unsterb­lich im gewor­den Beat­les-Song „Back in the USSR“, hat­te die glei­che Unmen­ge an ABC-Waf­fen (die Kla­mot­ten, die Geor­ge Dab­bel­juh angeb­lich im Irak fin­den woll­te) wie die USA. Und weil die Amis schon damals nur dann Krieg spie­len woll­ten, wenn sie sicher waren, dass sie gewin­nen wer­den und nicht even­tu­ell doch eine Atom­ra­ke­te aufs Haupt bekom­men, mach­ten sie mit den Sowjets eine Art Rasen­schach. Nur ohne Rasen und ohne Schach. Man teil­te die Welt in Blö­cke auf und ver­such­te über­all dort, wo man sich noch kei­nem Block zuge­hö­rig fühl­te, mit Spio­na­ge, Sabo­ta­ge und sons­ti­gen Saue­rei­en Fak­ten zu schaf­fen. „Der Feind mei­nes Fein­des ist mein Freund“, hieß es damals. Alt­mo­disch, gell?

Nun will Putin also wie­der Kal­ter Krieg spie­len. Oder wenigs­tens die Abrüs­tung aus­set­zen. Das sorgt für Sor­gen­fal­ten in Brüs­sel, wo mitt­ler­wei­le sogar ehe­ma­li­ge Sowjet­re­pu­bli­ken mit uns West­lern spie­len, weil Abrüs­tung doch so wich­tig ist. Lus­ti­ger­wei­se bekommt aber die NATO ihre eige­nen Abrüs­tungs­selbst­ver­pflich­tun­gen selbst nicht so recht auf die Rei­he. Und dann wun­dert man sich, wenn die Rus­sen auch nicht wei­ter machen? Bit­te sehr.

Natür­lich gibt’s auch wie­der den übli­chen Dünn­schiss aus Washing­ton, wo man nach neu­er Vor­ga­be „Wer nicht Feind mei­nes Fein­des ist, ist auch mein Feind“ denkt. Con­do­leez­za Rice lässt irgend­wer Sachen sagen wie, dass rus­si­sche Beden­ken gegen ein paar Rake­ten in ihrem Vor­gar­ten „ein­fach aber­wit­zig“ sei­en. Sie hät­te wohl auch kein Pro­blem damit, wenn jemand ein paar Minen auf ihrer Veran­da instal­liert. 

Die ein­zi­gen ver­nünf­ti­gen Gedan­ken hat­te mal wie­der Bun­des­au­ßen­stein­mei­er Frank-Wal­ter: „Die Nach­rich­ten des heu­ti­ges Tages waren kein Ver­gnü­gen.“ Aber sowas von.

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Politik

Der russische Bär

Es gibt erschüt­tern­de Augen­bli­cke. Wie, wenn man abends unver­mu­tet plötz­lich den Dicken aus der Pfalz mit auf­ge­weich­tem Gesicht im TV sieht, obwohl man den doch eigent­lich längst im Alters­heim mit den ande­ren Polit-Zom­bies end­ge­la­gert erwar­tet hät­te. Und das nicht, weil es plötz­lich kei­ne lecke­ren Sau­mä­gen mehr gäbe. Oder weil ihm plötz­lich von all dem Aus­sit­zen damals das umfäng­li­che Gesäß mal so rich­tig schmerz­te. Son­dern weil der net­te, tap­si­ge, aus­schließ­lich Wäs­ser­chen trin­ken­de Ex-Prä­si­dent der Vor­zei­ge­de­mo­kra­tie Russ­land, Boris Jel­zin, ver­stor­ben ist. Schock­schwe­re­not!

Des­sen Nach­fol­ger als Prä­si­dent der Vor­zei­ge­de­mo­kra­tie Russ­land, Wla­di­mir Wla­di­mi­ro­witsch Putin, weint bestimmt auch schon Kro­ko­dils­trä­nen. Und wir fra­gen uns, wie lan­ge es noch dau­ert, bis nach Michail Gor­bat­schow und Boris Jel­zin nun auch Putin in die Fla­sche gefüllt wird. Oder hat der net­te Ex-KGB-Chef etwa mit einem Son­der­ur­laub im Kau­ka­sus gedroht, falls jemand so vor­wit­zig sein soll­te?

Nas­tro­v­je, jeden­falls!

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Musik

Eine Leiche zum Dessert

Ver­gan­ge­ner Don­ners­tag, Gebäu­de 9. Die ers­te Deutsch­land-Tour­nee führ­te Mur­der By Death aus Bloo­ming­ton, India­na nach Köln. Und die­se Mischung aus düs­te­rem Punk, zicki­gem Rocka­bil­ly und dra­ma­ti­scher Ame­ri­ca­na begeis­ter­te das Publi­kum – trotz bis­wei­len schep­pe­ri­gem Sounds – vom ers­ten Moment. Die Spiel­freu­de der Band, beson­ders der grol­len­de Tenor von Sän­ger Adam Tur­la und das war­me Jau­len von Sarah Bal­liets Cel­lo, schubs­te sich von Höhe­punkt zu Höhe­punkt.

Und es gab akus­ti­sche Ver­gleichs­ver­su­che im fas­zi­nier­ten Publi­kum: Die einen woll­ten die White Stripes oder den Gun Club her­aus­ge­hört haben, die ande­ren dach­ten an 16 Hor­se­power oder Two Gal­lants, und noch jemand ver­glich Tur­la mit einem Bas­tard von John­ny Cash und Glenn Dan­zig. Stimmt alles, und ist doch kom­plett am Ziel vor­bei. Nicht jedoch so weit dane­ben, wie der immer noch nicht aus­ge­rot­te­te Zusam­men­hang mit dem Gen­red cal­led Emo, der damals ein­zig auf einer Label­zu­ge­hö­rig­keit beruh­te. Album­ti­tel wie „Like the exor­cist, but more break­dan­cing“ und „Who will sur­vi­ve, and what will be left of them“ sind tol­le Vor­bo­ten für noch tol­le­re Musik, und das lose an Dan­te Ali­ghie­r­is Gött­li­cher Komö­die aus­ge­rich­te­te „In boc­ca al lupo“ setzt dem Gan­zen die Kro­ne auf. Das ist das ganz gro­ße Rock’n’Roll-Dra­ma, und quält sich doch wie der Kojo­te aus dem Schwarz­weiß-Wes­tern Dei­ner Wahl. Und wer immer noch zwei­felt, höre ein­fach „Brot­her“ auf der Myspace-Sei­te nach (oder schaue das ent­spre­chen­de Video) – und ver­nei­ge sich inner­lich.

Gera­de ein­mal 10 Euro Ein­tritt für eins der fasznie­rends­ten Kon­zer­te der letz­ten Mona­te. Da mag das Lin­e­up z.B. der dies­jäh­ri­gen Pearl-Jam-Open­airs, die mit eben Pearl Jam, Inter­pol und den Future­heads wuchern dür­fen, „fet­ter“ wir­ken. Aber das Preis­leis­tungs­ver­hält­nis saugt tote Hams­ter durch Stroh­häl­me. Vor eini­gen Jah­ren kam auf der Mai­ling­lis­te Los­t­High­way­Ger­ma­ny anläß­lich einer Neil-Young-Solo­tour mit Ticket­prei­sen über 100 Euro­nen die Theo­rie auf, bei die­sen Prei­sen wäre eine Idio­ten­steu­er mit­in­be­grif­fen, die fäl­lig wür­de, sobald jemand bereit wäre, die­sen Preis zu zah­len. Herr Stein­brück, bit­te mit­schrei­ben!

PS: Die Über­schrift bezieht sich natür­lich auf die groß­ar­ti­ge Neil-Simon-Ver­fil­mung „Mur­der by death“ u.a. mit Peter Falk, David Niven, Alec Guin­ness, Peter Sel­lers, Mag­gie Smith, James Crom­well und Tru­man Capo­te. Gucken. Jetzt.

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Musik Print

Falls ich in Ungnade bei Wolfgang fallen sollte

Zei­chen und Wun­der und so. Da lese ich unbe­darft im deut­schen Rol­ling Stone, und plötz­lich ent­de­cke ich eine Aus­sa­ge des noto­ri­schen Dylan- und Stones-Apo­lo­ge­ten Wolf­gang Doebe­l­ing, der sich gefäl­ligst ein jeder voll­in­halt­lich anzu­schlie­ßen hat. Gab’s das schon mal? Ver­mut­lich: nicht.

Aber wor­um ging es eigent­lich? Das anbe­tungs­wür­di­ge „Fairy­ta­le of New York“ von The Pogues mit der viel zu früh ver­stor­be­nen Kirs­ty Mac­Coll, wird da auf Sei­te 113 der April-Aus­ga­be im „Vinyl“-Kasten behaup­tet, sei der „groß­ar­tigs­te aller Xmas-Tracks“. Nicht nur in Zei­ten, in denen die Tem­pe­ra­tu­ren in Deutsch­land zu Ostern so sind wie sonst auf Mal­le in der Hoch­sai­son, ist das mal die defi­ni­ti­ve Wahr­heit. Und nicht mal die grund­gu­te Cover­ver­si­on der grund­gu­ten Stars, die man als B‑Seite von „Your ex-lover is dead“ im City-Slang-Store käuf­lich erwer­ben kann, wird dar­an etwas ändern. Und Doebe­l­ings Faux­pas, der Song hie­ße „Fairy­ta­le in New York“, schon mal gar nicht. Das alles muß etwas zu bedeu­ten haben. Ver­mut­lich: nichts.

„Fairy­ta­le of New York“ – Video bei You­tube
Herr­lich deran­gier­te Liv­e­fas­sung vom St. Patrick’s Day 1988, eben­falls bei You­Tube

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Musik Digital

Das Jahr Paranoia

Es könn­te eine Sati­re sein: Band ver­teilt als Teil einer Mar­ke­ting­ak­ti­on frei­gie­big unge­schütz­te Musik, Fans neh­men dank­bar an der auf Ver­wir­rung und Aus­ufe­rung ange­leg­ten Kam­pa­gne teil und stel­len die Songs ins Netz, und die ewig toll­wü­ti­ge RIAA über­zieht Web­sei­ten­be­trei­ber mit Dro­hun­gen und Unter­las­sungs­kla­gen. Ehren­sa­che, daß sich die pflicht­schul­di­gen Anwäl­te der Musik­in­dus­trie vor­her nicht dar­um geküm­mert hat­ten, daß die frag­li­chen MP3s eben nicht „Raub­ko­pien“, son­dern Mit­tel zum geziel­ten Mar­ke­ting und zur Ziel­grup­pen­bin­dung waren.

Aber von vorn: Trent Rez­nor, Kopf der ame­ri­ka­ni­schen Indus­tri­al-Rocker Nine Inch Nails, hat­te für sein am kom­men­den Frei­tag erschei­nen­des Album „Year zero“ eine Visi­on. In nicht all­zu fer­ner Zukunft sei­en die USA der­ma­ßen den Bush Bach run­ter, daß die christ­li­che Rech­te end­gül­tig die Macht über­nom­men hat und das Ende der Welt her­auf­be­schwört. Eine Orwell­sche Dys­to­pie, die Rez­nor nicht nur in 16 gewohnt düs­te­ren Tracks skiz­ziert, son­dern für die er auch noch einen unmit­tel­ba­ren Nach­fol­ger (sowie einen Film) in pet­to haben soll. Und mit einem par­al­lel lau­fen­den Alter­na­te-Rea­li­ty-Spiel die Ver­wir­rung mun­ter anheizt.

Spä­tes­tens das ver­zwick­te Drum­her­um der TV-Serie „Lost“ zeig­te, wie vira­les Mar­ke­ting sozia­le Netz­wer­ke nutzt sowie alte und neue Medi­en vir­tu­os mit­ein­an­der ver­knüpft, ohne mit bun­ten Auf­kle­bern, über­la­de­nen Flash-Ani­ma­tio­nen und klin­gel­ton­durch­setz­ten Trai­lern wuchern zu müs­sen. So spann Rez­nor (bzw. span­nen sei­ne Mar­ke­ting­fach­leu­te) ein fins­te­res Netz: mit in Kon­zert­hal­len ver­steck­ten USB-Sticks, Ein­blen­dun­gen in Video­clips und Hin­wei­sen auf T‑Shirts. Mit ver­steck­ten Tele­fon­num­mern und gehei­men Bot­schaf­ten über Bio­ter­ro­ris­mus und fik­tio­na­le Dro­gen. Mit einer Unzahl ver­schie­de­ner Pro­pa­gan­da-Web­sites, die das Spiel wei­ter­trei­ben. Aller­lei Bruch­stü­cke, Andeu­tun­gen und Fuß­an­geln. In Bild und Ton ver­steck­te Hin­wei­se auf eine über­sinn­li­che Prä­senz und ande­re Selt­sam­kei­ten. Und ein omi­nö­ses US-Büro für Mora­li­tät, an das man sich wen­den möge, wenn man bei sich selbst oder bei ande­ren sub­ver­si­ves Gedan­ken­gut fest­stel­le. (Selbst betrof­fen? Sach­dien­li­che Hin­wei­se bit­te an 1–866-445‑6580.)

All das hät­te die sinn­freie Akti­on der RIAA min­des­tens tor­pe­die­ren kön­nen. Wenn das Netz nicht viel schnel­ler wäre, als eine lah­me Behör­de es je sein könn­te. Und so ist der ver­meint­li­che Schlag der Musik­in­dus­trie gegen das digi­ta­le Böse, der so selt­sa­me Par­al­le­len zu der ent­wor­fe­nen Zukunft von „Year zero“ auf­weist, auch nur noch ein zusätz­li­ches Pro­mo­ti­on­tool für das Album und die Sin­gle „Sur­vi­va­lism“. Cha­peau!

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Musik

Eine Idee zur Gewalt

Wenn Dani­el schon gerech­ter­wei­se von Mode­st Mou­se schwärmt, füh­le ich mich genö­tigt, auf die wun­der­vol­le Rose Kemp hin­zu­wei­sen, die ich unlängst schon auf Plattentests.de abfei­ern muß­te. Zu ihrem bewe­gen­den Gemüts­bre­cher „Vio­lence“ haben Frá­n­çois und Rozi Plain ein stim­mungs­vol­les Video in Sepia­far­ben gedreht. Bunt ist anders. Aber sicher­lich längst nicht so inten­siv.

Und mit dem Geprü­gel der Dumpf­ba­cken nicht nur im Fuß­bal­los­ten die­ses Lan­des, son­dern auch in ande­ren gro­ßen Fuß­ball­na­tio­nen wie Spa­ni­en oder Ita­li­en hat das zum Glück so wenig zu tun wie nur was.

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Politik

Wir sterben lieber eines natürlichen Todes

Ver­mut­lich sind die meis­ten, die hier mit­le­sen, zu jung, um damals in den Acht­zi­ger die­ses Plas­tik­schild mit­be­kom­men zu haben. Man sah dar­auf einen nord­ame­ri­ka­ni­schen Urein­woh­ner (vor 20 Jah­ren noch als „India­ner“, ein paar Jahr zuvor nur als „Win­ne­tou“ bekannt), der an einem Lager­feu­er her­um­we­del­te. Damals hielt man das als pas­sen­des Motiv für den Spruch „Dan­ke fürs Nicht­rau­chen. Wir ster­ben lie­ber eines natür­li­chen Todes.“ Der eine oder ande­re Niko­tin­ist dach­te sich damals, dass der­lei ja gera­de­zu nach einer Ver­ar­sche schreie. Denn anstatt wie die­se lang­wei­li­gen Nicht­rau­cher mal eben einen natür­li­chen Tod hin­zu­le­gen, inhal­tiert man doch gleich noch mal so genüß­lich.

Damals waren die Kran­ken­kas­sen­kas­sen ja auch noch so etwas ähn­li­ches wie voll. Und das sozi­al­ver­träg­li­che Früh­ab­le­ben derer mit den geteer­ten Lun­gen nah­men die Ren­ten­kas­sen noch ohne nen­nens­wer­tes Hus­ten zur Kennt­nis. Die­se Zei­ten sind vor­bei. Und auch die Zei­ten, in der sich bun­des­deut­sche Regie­run­gen nicht ent­blö­den, der Tabak­lob­by das Wort zu reden und jeg­li­ches Tabak­wer­be- oder gar Rauch­ver­bot, das man sich in Brüs­sel aus­ge­dacht hat, geflis­sent­lich zu unter­gra­ben. Oder min­des­tens mit blöd­sin­ni­gen Kla­gen aus­zu­brem­sen.

Längst zei­gen die Iren, die Mal­te­ser, die Ita­lie­ner, die Spa­ni­er, die Luxem­bur­ger, die Bel­gi­er und die Fran­zo­sen, wie genüß­lich man abends wie­der in die Knei­pe oder den Club gehen kann. Kei­ne Angst mehr vor mut­wil­lig pro­du­zier­tem Fein­staub, kei­ne spon­ta­nen Bron­chi­al­asth­ma­at­ta­cken mehr beim Betre­ten einer Tanz­lo­kal-Eck­knei­pe. Und sogar rosi­ge Aus­sich­ten für die Gast­wir­te wegen stei­gen­den Besu­cher­zah­len. In Deutsch­land ist das ja immer noch anders. Und wer mit weni­ger als 1,80m Kör­per­grö­ße auf eine Stipp­vi­si­te z.B. ins Köl­ner Blue Shell geht, soll­te die Sau­er­stoff­fla­sche nicht ver­ges­sen, die es zum Über­le­ben brau­chen wür­de.

Doch jetzt zeigt der spon­ta­ne Aktio­nis­mus der Regie­rung Wir­kung. Es ist ja auch erst knapp vier Jah­re her, dass die EU wegen jähr­lich 650.000 Toten und über 100 Mil­li­ar­den Euro Kos­ten euro­pa­weit eine Richt­li­nie zum Ver­bot von Tabak­wer­bung erlas­sen hat. Da kam die deut­sche Umset­zung im Dezem­ber 2006 wie eine rich­tig spon­ta­ne Über­sprungs­hand­lung. Und die zeit­gleich statt­fin­den­de Pos­se um den natio­na­len Gesetz­ent­wurf zum Nicht­rau­cher­schutz am Arbeits­platz bekam ja eh kaum jemand mit. Ohne sich über eine Regie­rung schlapp zu lachen, die es nicht blickt, dass sie für den Gel­tungs­be­reich gar nicht mehr zustän­dig ist.

Jetzt kommt es also: das bun­des­wei­te Rauch­ver­bot in öffent­li­chen Gebäu­den, Kran­ken­häu­sern, Alten­hei­men, Gast­stät­ten, Knei­pen, Dis­co­the­ken etc. Zum Glück hat sich das Volk aber immer noch genü­gend Voll­pfos­ten an die jewei­li­ge Macht gewählt, dass die schon wie­der Auf­wei­chun­gen des unver­mu­tet sinn­vol­len Rauch­ver­bots ver­lan­gen. Was einem dann durch­aus den Wunsch nahe­legt, die Her­ren Wulff, Rütt­gers und Stoi­ber in der frei­wil­li­gen Rau­cher­knei­pe ihrer Wahl end­zu­la­gern. Die könn­ten sich dann bit­te rasch an das Plas­tik­schild vom Arti­kel­ein­stieg erin­nern.

Wobei die Dis­kus­si­on um Rauch­ver­bo­te ja der­zeit längst von der Kli­ma­pa­nik über den Hau­fen gerannt wur­de. Wenn wir eh nur noch zwölf Jah­re haben, um den Kli­ma­kol­laps abzu­wen­den, haben die Rau­cher sogar noch einen Grund mehr, rasch auf Niko­tin­pflas­ter umzu­stei­gen. Denn wenn die Küs­ten dem­nächst eh über­flu­tet wer­den, reicht das bis dahin ein­ge­spar­te Feu­er­zeug­ben­zin ja viel­leicht noch fürs Signal­feu­er im Ret­tungs­boot.