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Gesammelte Platten Februar 2010

Die­ser Ein­trag ist Teil 2 von bis­her 8 in der Serie Gesam­mel­te Plat­ten

Die Idee, eine neue Serie zu star­ten, war ja gut. Der Gedan­ke, dass man aus Grün­den des Grup­pen­zwangs eher ver­sucht sein könn­te, sich an Abga­be­ter­mi­ne zu hal­ten, war auch nicht schlecht. Und dann war’s natür­lich wie­der der (eigent­lich nie) so genann­te Chef, der am Längs­ten gebraucht hat.

Dafür haben wir jetzt eine (wie wir fin­den) ansehn­li­che Lis­te bei­sam­men mit Plat­ten aus dem Monat Febru­ar (oder so – die Ver­öf­fent­li­chungs­ter­mi­ne in Deutsch­land schei­nen immer will­kür­li­cher, absur­der und mehr­fa­cher zu wer­den). Und März kommt dann hof­fent­lich auch recht bald!

The Album Leaf – A Cho­rus Of Sto­rytel­lers
Der Titel des fünf­ten Album von The Album Leaf wun­dert mich über­haupt nicht. Er passt sogar wun­der­bar, denn das neue Werk aus der Feder von Jim­my LaVal­le und sei­nem Team hat mich wirk­lich beein­druckt. Atmo­sphä­ri­scher Post-Rock, der beim Hören Klang­wel­ten auf­baut, die einen hin­weg­tra­gen und zu einem Sound­track des Moments wer­den las­sen, wenn man denn will. „Moment­auf­nah­men“ beschreibt das Werk ziem­lich nah, ohne es zu sehr ein­zu­gren­zen. Kohä­siv sind die Songs und fügen sich in das Bild von Geschich­ten sehr gut. Cle­ver ver­knüpf­te Gei­gen mit pul­sie­ren­den Melo­dien.
Liegt viel­leicht auch dar­an, dass LaVal­le „A Cho­rus Of Sto­rytel­lers“ wie sei­ne Vor­gän­ger auf Island auf­ge­nom­men hat. Pas­sen die Songs doch per­fekt zu Land­schaf­ten, die man mit Island in Ver­bin­dung bringt, in denen Zeit in ande­ren Ein­hei­ten gezählt wird. An man­chen Lie­dern bleibt man hän­gen und Zeit spielt kei­ne Rol­le, bis man wei­ter­ge­tra­gen wird und die Zeit rennt. Tex­te ver­teilt Jim­my LaVal­le auf die­ser Plat­te nicht vie­le, wenn er es den­noch tut, bleibt viel Platz für Mög­lich­kei­ten: „There’s a wind behind ever­yo­ne /​ That takes us through our lives /​ I wish I could have stay­ed /​ But this wind takes me away.“ Viel­leicht ist das Album auch ein wenig die Ent­de­ckung der Lang­sam­keit. (AK)

The Blue Van – Man Up
Kön­nen wir offen spre­chen? Ich bin in letz­ter Zeit ein biss­chen genervt bis ent­täuscht von Gitar­ren­rock­bands. Die Sachen, die mich im letz­ten Jahr wirk­lich gekickt haben, waren meist Hip-Hop oder Elek­tro, ger­ne auch irgend­was mit viel Kla­vier, Glo­cken­spie­len und Xylo­pho­nen. Nicht die bes­te Vor­aus­set­zung also, um sich mit einer skan­di­na­vi­schen Indierock­band zu befas­sen. Und doch hat das drit­te Album von The Blue Van aus Däne­mark eini­ges von dem Schwung der Debüts von Man­do Diao und Franz Fer­di­nand und erin­nert dar­über hin­aus an Bands wie The Hives, Jet und The Alex­an­dria Quar­tet. Also: Defi­ni­tiv nix Neu­es, aber durch­aus druck­voll und unter­halt­sam. (LH, Rezen­si­ons­exem­plar)

Enno Bun­ger – Ein biss­chen mehr Herz
Es braucht in der Regel nicht viel mehr als ein Kla­vier, um mich zu begeis­tern. Enno Bun­ger, der Front­mann von Enno Bun­ger, spielt Kla­vier, also sieht es mit Anlei­hen bei Kea­ne, Cold­play und Stray­light Run schon mal ganz gut aus. Bei den Tex­ten bin ich durch­aus zu Dis­kus­sio­nen bereit, denn deutsch­spra­chi­ges Gesin­ge über Gefüh­le läuft ja schnell Gefahr, schla­ge­resk zu klin­gen. In der Tat sind man­che Tex­te selbst für mich als Virginia-Jetzt!-Gutfinder hart an der Gren­ze, aber wenn man das Trio aus Leer erst mal live gese­hen hat, erschließt sich einem das Werk sehr viel bes­ser. Ich kann ver­ste­hen, wenn man Enno Bun­ger nicht mag, aber ich mag sie. (LH, Rezen­si­ons­exem­plar)

Lightspeed Cham­pi­on – Life Is Sweet! Nice To Meet You.
Nach dem Ende der Test Ici­c­les mach­te Dev Hynes (der, wie ich gera­de erschro­cken fest­stel­le, auch jün­ger ist als ich selbst) plötz­lich Folk­mu­sik und ver­öf­fent­lich­te mit „Fal­ling Off The Laven­der Bridge“ vor zwei Jah­ren ein Album, das nach Wüs­ten­staub klang. Davon ver­ab­schie­det sich das Zweit­werk schon rela­tiv früh und schwankt dann durch die ver­schie­de­nen Spiel­ar­ten von Indiepop. Das Album erin­nert an WHY?, We Are Sci­en­tists und die Shout Out Louds, dann bricht plötz­lich („The Big Guns Of High­s­mith“) ein Män­ner­chor her­vor, wie man ihn seit „Sam’s Town“ von den Kil­lers nicht mehr gehört hat. Das ist manch­mal ein biss­chen zu eklek­tisch (und mit 15 Songs auch etwas zu viel), aber ins­ge­samt immer noch sehr schön. (LH)

Local Nati­ves – Goril­la Man­or
Ver­kürzt könn­te man die­se Plat­te fol­gen­der­ma­ßen beschrei­ben: Ein Biss­chen wie Vam­pi­re Weekend, nur eben ohne fürch­ter­lich zu sein. Dass da Res­t­erklä­rungs­be­darf zurück­bleibt, ist zumin­dest vor­stell­bar. Local Nati­ves kom­men aus Sil­ver Lake (oder Sil­ver­la­ke?), wor­über ich mir ein­mal (mit etwa 700 ande­ren zusam­men) auf einem „Kon­zert“ von Hen­ry Roll­ins per­sön­lich erklä­ren las­sen durf­te, dass das eine ziem­lich üble Ecke in Los Ange­les ist (oder war, der Herr Roll­ins hat da wohl um 1840 mal gewohnt). Der Her­kunfts­ort ist natür­lich völ­lig irrele­vant, aber man soll ja per­sön­li­che oder geo­gra­phi­sche Bezü­ge zu sei­nem Unter­su­chungs­ob­jekt her­stel­len. Jeden­falls war mein ers­ter Gedan­ke beim Hören die­ser Plat­te: „Hui. Klingt wie Vam­pi­re Weekend, nur nicht so fürch­ter­lich.“ Tut es ja aber gar nicht. „Goril­la Man­or“ ist halt eigent­lich ganz schön Indie-Rock, aber eben mit dem Extra-Meter Spaß (Ah, Rezen­si­ons­plat­ti­tü­den!), den man gemein­hin als den „The-Blood-Arm-Effekt“ kennt: Auf den ers­ten Blick sehr direk­ter Schub­la­den­rock, der es aber aus bestimm­ten, unvor­her­seh­ba­ren Grün­den schafft, zu wach­sen und Bedeu­tung zu erlan­gen. Inso­fern sind Refe­ren­zen auch depla­ziert, wer aber trotz­dem wel­che braucht: Ein wenig Grizz­ly Bear (wegen der Chö­re), ein biss­chen Ani­mal Coll­ec­ti­ve (wegen der spo­ra­di­schen Busch­trom­meln) und ein wenig The Natio­nal (wegen der kon­ven­tio­nel­len Mach­art). Gefällt mir sehr gut! Objek­ti­ver wird es nicht. (MS)

Mas­si­ve Attack – Heli­go­land
Kein Mann ist eine Insel. Stimmt. Heli­go­land ist in dem Fall das fünf­te Stu­dio­al­bum des bri­ti­schen Trip-Hop-Duos Mas­si­ve Attack. Nach eini­ger War­te­zeit, in der die Bei­den sich mit Sound­tracks und ande­ren ambi­tio­nier­ten Pro­jek­ten beschäf­tigt haben, war ein kom­plet­tes Album fer­tig, was jedoch wie­der ver­wor­fen wur­de. Für Heli­go­land haben sich die Bei­den den wun­der­ba­ren Tun­de Adeb­im­pe von TV On The Radio, Damon Albarn von Blur, Adri­an Utley von Port­is­head, Guy Gar­vey von Elbow und etli­che ande­re Künst­ler an Bord geholt, die durch­aus char­mant für „Heli­go­land“ kol­la­bo­rier­ten und man kann sagen, es ist eine ein­dring­li­che Plat­te gewor­den. Nicht ganz bequem beim ers­ten Mal hören, aber die Kan­ten, an die man beim Hören aneckt, sind sehr sehr gut kon­zi­piert. Vor allem „Babel“ und „Para­di­se Cir­cuits“ sind für mich High­lights. Düs­ter, wabern­de Beats, ein wenig los­ge­lös­te Melo­dien. Mas­si­ve Attack wie man Sie kennt. Ich bin dann mal auf Heli­go­land. Insel­ur­laub. (AK)

Joan­na News­om – Have One On Me
Was die­se Frau auch immer macht. Da bringt sie zuletzt ein Album auf den Markt, das mit „Ys“ einen doch eher undurch­sich­ti­gen Titel sein Eigen nennt. Wird man dann aller­dings des Covers ange­sich­tig, ver­schlägt es einem fast die Spra­che ob des gan­zen Mit­tel­al­ter-Klim­bims, den man da vor sich hat. Ein Hören der Musik kann einen dann sofort eines Bes­se­ren beleh­ren, wenn man sich nicht schon zu arg dar­auf ein­ge­schos­sen hat, das als Herr-der-Rin­ge-Sound­track abtun zu wol­len. Aber um „Ys“ geht es ja nicht. Es geht dar­um, was sie jetzt schon wie­der gemacht hat, die gute Frau News­om. In Zei­ten der nach­hal­ti­gen Für­to­t­er­klä­rung der hap­ti­schen Kom­po­nen­te von Musik ent­schei­det sie sich dafür, eine Drei­fach-CD /​ LP her­aus­zu­brin­gen. Natür­lich ist da durch­aus eini­ges an Book­let und Art­work dabei, um den tat­säch­li­chen Hard­co­ver-Käu­fer für sei­ne ana­chro­nis­ti­sche Tat zu ent­loh­nen, aber den­noch: Pro­duk­ti­ons­kos­ten und so, Sper­rig­keit etc. pp. Apro­pos: Nicht einer die­ser gan­zen Songs hat kon­ven­tio­nel­le Pop­son­glän­ge (ob das gene­rell gut oder gene­rell schlecht ist, steht in einem ande­ren Pam­phlet, das selbst schon müde gewor­den ist; auch eine her­aus­ra­gen­de Leis­tung für etwas aus Papier, nicht wahr?). Dar­über­hin­aus wur­de hier mit einer der­ar­ti­gen instru­men­ta­len Opu­lenz ans Werk gegan­gen, dass man sich allein im Ope­ner „Easy“ ver­lie­ren kann und bestän­dig Neu­es hört, und das vor allem (jetzt kommt fast der wich­tigs­te Punkt), ohne sich auch nur ein­mal zu fra­gen, war­um man das jetzt irgend­wie gut fin­den soll. Es fehlt also qua­si der Moder­ne-Kunst-Moment, in dem man vor einem Tri­pty­chon von Miró mit dem Titel „Gefäng­nis aus der Sicht eines Insas­sen“ oder so ähn­lich steht und denkt: „Hm, das ist jetzt also die­se Kunst, von der immer alle spre­chen“. Natür­lich ist Miró super, kei­ne Sor­ge, und so schön bunt und so. Aber „Have One On Me“ könn­te tat­säch­lich so in etwa die Ana­lo­gie zu Pie­ter Brueg­hels des Älte­ren „Land­schaft mit dem Sturz des Ika­rus“ sein: Hand­werk­lich her­vor­ra­gend, aber dar­über­hin­aus so alle­go­rien- und bild­reich, dass man sich noch Jahr­hun­der­te lang dar­über den Kopf zer­bre­chen kann. Wenn man das mag. Ansons­ten ist es auch ein­fach so ziem­lich schön! (MS)

Sca­ry Man­si­on – Make Me Cry
Manch­mal ist es gut, dass Album­co­ver in Zei­ten von MP3s eine eher unter­ge­ord­ne­te Rol­le spie­len, denn das zu „Make Me Cry“ hät­te mich dann doch nicht unbe­dingt zum Hören ein­ge­la­den. Da wäre mir doch glatt was ent­gan­gen, denn der Indie­rock die­ser Band aus Brook­lyn gefällt mir aus­ge­spro­chen gut. Mein Musik­gen­re­be­nenn­ro­bo­tor hat grad den Dienst quit­tiert, also ver­su­che ich mich lie­ber an Ver­glei­chen: The Pains Of Being Pure At Heart, Yo La Ten­go, The Sounds … Na ja, so unge­fähr. Jeden­falls: Lieb­rei­zen­der Gesang einer Sän­ge­rin über ver­zerr­te Gitar­ren, die mal Upt­em­po, mal epi­scher sind. Das wird mich im kom­men­den Früh­ling sicher noch län­ger beglei­ten. (LH, Rezen­si­ons­exem­plar)

Seabear – We Built A Fire
Seabear, das sind sie­ben auf einen Streich. Was als Solo­pro­jekt von Sin­dri Már Sig­fús­son aus Island begann, ist jetzt eine sie­ben­köp­fi­ge musi­zie­ren­de Band, die mit ihrem Indie-Folk einen gelun­gen Nach­fol­ger zu ihrem Debut­al­bum „The Ghost That Car­ri­ed Us Away“ ablie­fert. „We Built A Fire“ kann sich auf jeden Fall hören las­sen, egal zu wel­cher Jah­res­zeit. Es ist alles dabei: Hör­ner, Gei­gen, unauf­dring­li­ches Schlag­zeug, tol­le Melo­dien und die­se beson­de­ren islän­di­schen Emo­tio­nen, oder was die sonst noch in ihre Songs rein­mi­schen, dass man ein­fach gebannt vor dem Laut­spre­cher sitzt. Von lei­sen Tönen („Cold Sum­mer“) bis hin zu fre­chen Tönen („Wolf­boy“, „Wod­den Tee­th“) ist auf „We Built A Fire“ alles vor­han­den. Vor allem aber ist nichts vorraus­seh­bar, außer dass Seabear wirk­lich ein gelun­ge­nes Werk geschaf­fen haben, das die leich­ten Melo­dien auch immer mit der dazu­ge­hö­ri­gen Tie­fe ver­bin­det. Was es des­halb so emp­feh­lens­wert macht. (AK)

Shout Out Louds – Work
Ist das Kon­zept die­ser Serie hier eigent­lich, nur Emp­feh­lun­gen aus­zu­spre­chen? Dann hat die neue Shout-Out-Louds-Plat­te hier eigent­lich nicht viel ver­lo­ren, denn sie ist schon eine ziem­li­che Ent­täu­schung. Dass sie etwas ruhi­ger ist als die bei­den Vor­gän­ger, ist an sich ja nichts schlim­mes, aber lei­der bleibt außer der Sin­gle „Fall Hard“ ein­fach nicht viel hän­gen. Nach eini­gen Durch­gän­gen kommt dann zwar ein biss­chen Atmo­sphä­re auf, aber bis dahin hat man eigent­lich schon lie­ber zu „Our Ill Wills“ oder „Howl Howl Gaf Gaff“ gegrif­fen. Scha­de! (LH)

Yea­say­er – Odd Blood
Irgend­wann vor zwei Wochen habe ich eine Sam­mel-Mail bekom­men mit der Fra­ge, ob jemand mit aufs Yea­say­er-Kon­zert im Fried­richs­hai­ner Post­bahn­hof gehen wür­de. Habe dann ganz schnell Yea gesagt. Hät­te ich viel­leicht nicht tun sol­len, denn es war eins der lang­wei­ligs­ten Kon­zer­te, an die ich mich erin­nern kann. Nicht, dass es schlecht gewe­sen wäre, dann hät­te man ja ein­fach gehen kön­nen. Es war im Gegen­teil immer mal wie­der ganz gut, viel­ver­spre­chend, sodass man stän­dig dar­auf gewar­tet hat, dass es end­lich mal rich­tig los geht. Das ist dann lei­der den gan­zen Abend lang nicht pas­siert, was aller­dings selt­sam ist, in Anbe­tracht des­sen, dass es auf die­sem Album eigent­lich die gan­ze Zeit, Ver­zei­hung, so rich­tig los geht. Von die­sem irre­füh­ren­den, genia­len Ope­ner mit der effekt­ver­zier­ten und hun­der­te Okta­ven nach unten gedrück­ten Stim­me über den, Ver­zei­hung noch­mals, Hit „Ambling Alp“ bis zum Schluss ist das durch­weg inter­es­san­te Kost, die durch­aus gewöh­nungs­be­dürf­tig ist, aber doch – auf die gute Art! – Hip­pie­mu­sik mit Tech­no und total über­trie­be­nem Lati­no­kitsch ver­mischt. Eigent­lich über­haupt nicht mein Ding, wäre es aber sicher­lich gewor­den und hät­te „Odd Blood“ zu einem die­ser gebets­müh­len­ar­tig beschwo­re­nen „frü­hen Anwär­ter“ auf mein Album des Jah­res wer­den las­sen. Wäre nicht die­ses Kon­zert so ver­ma­le­deit öde gewe­sen. Scha­de! Anhö­ren lohnt sich wohl aber trotz­dem. (MS)

Mit­ar­beit an die­ser Aus­ga­be:
AK: Anni­ka Krü­ger
LH: Lukas Hein­ser
MS: Mar­kus Steidl

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Gesammelte Platten Januar 2010

Die­ser Ein­trag ist Teil 1 von bis­her 8 in der Serie Gesam­mel­te Plat­ten

Nach gut drei Jah­ren Cof­fee And TV dach­ten wir, es sei mal an der Zeit, irgend­was anders zu machen. Nach­dem die Kate­go­rie „Lis­ten­pa­nik“ (deren Titel sich übri­gens exakt nie­mand mehr erklä­ren kann) im ver­gan­ge­nen Jahr von ihrer Rang­lis­ten­haf­tig­keit befreit wor­den war, haben wir sie jetzt end­gül­tig in die Ton­ne getre­ten. Und durch etwas – wie wir fin­den – viel Bes­se­res ersetzt:

Ab jetzt wird nicht mehr Herr Hein­ser allei­ne erzäh­len, wel­che neu­en Plat­ten sei­nen „schon arg main­strea­mi­gen Geschmack“ (O‑Ton gute Freun­din) getrof­fen haben – Nein: Das gan­ze Team darf ran.

Es wird wei­ter­hin grob nach Ver­öf­fent­li­chungs­ter­mi­nen gestaf­felt (wes­we­gen wir über­ra­schen­der­wei­se mit den emp­feh­lens­wer­ten Ver­öf­fent­li­chun­gen des Monats Janu­ar begin­nen) und dann ein­fach alpha­be­tisch sor­tiert.

Beach House – Teen Dream
Beach House sind angeb­lich Dream Pop, was auch immer das sein mag. Ihre letz­te Plat­te „Devo­ti­on“ kann­te ich nur, weil ich mich nach ihrem Erschei­nen ein paar­mal dazu gezwun­gen hat­te, sie neben­her lau­fen zu las­sen, wenn ich gera­de den Abwasch mach­te oder staub­saug­te. Irgend­wann muss sie dann aber doch hän­gen­ge­blie­ben sein, denn als ich davon hör­te, dass es einen Nach­fol­ger geben wür­de, stie­gen unge­kann­te Affekt­a­tio­nen für die­se Band in mir her­auf, und seit­her freue ich mich über die­se Plat­te wie ein klei­nes Kind, das sich wahr­schein­lich über etwas ande­res freut als eine Plat­te. Ver­träumt ist sie ja nun auch schon, aber das als kon­sti­tu­ie­ren­des Merk­mal zu bezeich­nen, wür­de ich viel­leicht unter­las­sen ange­sichts der durch­aus auch tonal inno­va­ti­ven Songs, die sich nur auf den ers­ten Blick wie Scha­blo­nen­pop zei­gen. (MS)

Eels – End Times
Das letz­te Eels-Album „Hombre Lobo“ ist gera­de ein hal­bes Jahr alt, da kommt auch schon der Nach­fol­ger. Die rich­tig rum­peln­den Songs sind dies­mal nicht dabei, E hat min­des­tens einen Gang zurück­ge­schal­tet, so unge­fähr „Dai­sies Of The Gala­xy“ mit weni­ger Zucker­guss. „End Times“ erin­nert mal wie­der an eine The­ra­pie­sit­zung, Dra­ma­tik und Humor prü­geln sich um die Vor­herr­schaft und am Ende sagt die ers­te Stro­phe von „A Line In The Dirt“ wahr­schein­lich alles: „She locked hers­elf in the bath­room again /​ So I am pis­sing in the yard /​ I have to laugh when I think how far it’s gone /​ But things are­n’t fun­ny any more“. Man möch­te Mark Oli­ver Ever­ett am liebs­ten in den Arm neh­men – um ihn zu trös­ten und sich zu bedan­ken. (LH)

Tom­my Fin­ke – Poet der Affen/​Poet Of The Apes
Natür­lich kann man es etwas über­am­bi­tio­niert fin­den, ein Dop­pel­al­bum zu ver­öf­fent­li­chen, bei dem jeder Song ein­mal auf Deutsch und ein­mal auf Eng­lisch ent­hal­ten sind. Und tat­säch­lich wäre „Poet der Affen“ ohne eng­li­sche Zuga­be schon eine run­de Sache gewe­sen – aber man muss ja nicht bei­de Sei­ten hören. Aber zwei CDs zum Preis von einer sind ers­tens was net­tes (Nicht wahr, Axl Rose und Con­nor Oberst?) und zwei­tens ent­wi­ckeln Songs wie das famo­se „Bor­der­line Bet­ty“, die wun­der­ba­re Sin­gle „Halt‘ alle Uhren an“ (die irri­tie­ren­der­wei­se jetzt in bei­den Ver­sio­nen „Stop The Clocks“ heißt) oder das schwer trau­ri­ge „Die Tie­re suchen Fut­ter“ noch ein­mal eine ganz ande­re Bedeu­tung, wenn man auch ihre eng­lisch­spra­chi­gen Geschwis­ter hin­zu­zieht. „Poet der Affen“ hat das an Gefühl, was dem letz­ten kett­car-Album fehl­te. (LH, Rezen­si­ons­exem­plar)

First Aid Kit – The Big Black And The Blue
Es war mit Sicher­heit eines der außer­ge­wöhn­lichs­ten Kon­zer­te des Jah­res, als die­se zwei jun­gen schwe­di­schen Schwes­tern da letz­tes Jahr am hel­lich­ten Tag in einem Zelt auf einem zen­tra­len Oslo­er Platz spiel­ten und die Kie­fer der Zuschau­er rei­hen­wei­se run­ter­klapp­ten: First Aid Kit hat­ten das by:larm im Sturm erobert. Jetzt ist ihr Debüt­al­bum erschie­nen, das ohne Fleet-Foxes-Cover­ver­sio­nen aus­kom­men muss, aber trotz­dem wun­der­voll gewor­den ist. Kla­ra und Johan­na Söder­berg sin­gen immer noch über The­men, von denen sie alters­be­dingt eigent­lich gar kei­ne Ahnung haben dürf­ten, und sie tun das nach wie vor ger­ne zwei­stim­mig und Gän­se­haut ver­ur­sa­chend. Den spar­sa­men Folk-Arran­ge­ments ame­ri­ka­ni­scher Prä­gung merkt man nicht an, dass sie in Euro­pas Pop-Nati­on Num­mer 2 ent­stan­den sind – das klingt schon sehr nach wei­ter Prä­rie und schnee­be­deck­ten Ber­gen. Aber letz­te­re hat man ja im Moment sowie­so über­all. (LH)

Owen Pal­lett – Heart­land
War­um Owen Pal­lett nun auch offi­zi­ell Owen Pal­lett heißt und nicht mehr Final Fan­ta­sy, könn­te vie­ler­lei Grün­de haben. Gehen wir davon aus, dass man als erwach­se­ner Mann nicht mit einer eher mit­tel­mä­ßi­gen Video­spiel­rei­he ver­wech­selt wer­den will, dar­auf immer­hin kön­nen wir uns sicher eini­gen, alles ande­re wäre auch Spe­ku­la­ti­on und außer­dem der kla­ren Sicht auf das Hör­ergeb­nis völ­lig im Weg. Das ist näm­lich ziem­lich schön, mei­nes Erach­tens im Gegen­satz zu älte­ren Final-Fan­ta­sy-Pro­duk­ten, bei denen ich mich meis­tens nach der Hälf­te nur noch beim unwill­kür­li­chen Durch­skip­pen erwisch­te. Hier aller­dings wur­de gut gespielt, gut arran­giert und mit Span­nung gear­bei­tet. Das Durch­hö­ren eines Albums, ohne weg­schal­ten zu müs­sen, ist zwar im Nor­mal­fall kein hoch­gra­dig qua­li­ta­ti­ves Merk­mal, aber weil mir das bei dem jun­gen Mann hier zum ers­ten Mal pas­siert, las­sen Sie mir doch bit­te die Freu­de das abzu­fei­ern und Herrn Pal­lett schul­ter­klop­fend gra­tu­lie­ren zu wol­len. (MS)

Sur­fer Blood – Astro Coast
Her­vor­ra­gen­des Album, dem man es (natür­lich auf Auto­sug­ges­ti­on begrün­det) durch­aus anhö­ren kann, dass es nicht in einem Stu­dio, son­dern kom­plett in einem Stock­bett­schlaf­zim­mer auf­ge­nom­men wor­den ist. Dass ver­stärk­te Gitar­ren und ein ech­tes Schlag­zeug invol­viert waren, min­dert den meter­ho­hen Stoß Ruhe­stö­rungs­be­schwer­den der Nach­barn an den zustän­di­gen Uni­ver­si­täts­de­kan sicher­lich nicht. Ver­hal­ten­heit und schlech­tes Gewis­sen hört man hier aber trotz­dem äußerst sel­ten. (MS)

Toco­tro­nic – Schall & Wahn
Um Toco­tro­nic zu ver­ste­hen sind mut­maß­lich bedeu­tend mehr Semes­ter Ger­ma­nis­tik von­nö­ten, als ich jemals aus­ge­hal­ten hät­te. So kann ich sie also nur hören, was aber auch wie üblich ein Erleb­nis ist: So laut und gitar­ren­be­tont klang schon lan­ge kein Toco­tro­nic-Album mehr. So düs­ter aller­dings auch nicht – bei den ers­ten vier Songs deu­ten schon die Titel an, wohin die Rei­se geht: „Eure Lie­be tötet mich“, „Ein lei­ser Hauch von Ter­ror“, „Die Fol­ter endet nie“, „Das Blut an mei­nen Hän­den“. Aber spä­tes­tens wenn Graf Mac­beth zur Halb­zeit mit „Bit­te oszil­lie­ren Sie“ den größ­ten Toco-Unter­hal­tungs­schla­ger seit unge­fähr „Die Welt kann mich nicht mehr ver­ste­hen“ anstimmt und Jour­na­lis­ten den Text im Inter­view sehr ernst­haft zu ent­schlüs­seln ver­su­chen, klopft die Fra­ge an, wie viel die Band eigent­lich noch ernst meint und wie viel Spaß am Vor­füh­ren von Feuil­le­to­nis­ten dabei ist. Die Ant­wort könn­te aller­dings auch total egal sein, denn man kann Toco­tro­nic ja auch ganz wun­der­bar hören ohne sie ver­ste­hen zu wol­len. (LH)

Mit­ar­beit an die­ser Aus­ga­be:
LH: Lukas Hein­ser
MS: Mar­kus Steidl

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Digital

Zensurlaub

Betriebsferien vom 18. bis zum 21. Juni

Die Kom­men­tar­funk­ti­on wird in guter alter sueddeutsche.de-Manier von Don­ners­tag­abend bis Mon­tag früh deak­ti­viert sein.

Gehen Sie so lan­ge doch mal an die fri­sche Luft, tref­fen Sie sich mit ech­ten Men­schen oder lesen Sie ein­fach mal ein Buch!

Alter­na­tiv kön­nen Sie sich natür­lich auch für die nächs­ten drei­ein­halb Tage angu­cken, wie Thees Uhl­mann und Simon den Har­tog „Human“ von den Kil­lers spie­len:

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Unterwegs

Wenn Brücken ihre Tage haben

Heu­te ist ein soge­nann­ter Brü­cken­tag. Und bevor es jemand ande­res macht, dach­ten wir uns, wir prä­sen­tie­ren Ihnen ein­fach die schöns­ten Brü­cken­fo­tos aus unse­rem Archiv:

Golden Gate Bridge in San Francisco, CA
Gol­den Gate Bridge in San Fran­cis­co, CA
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Rundfunk

Liveblog: Das perfekte Promi-Dinner

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Rundfunk Fernsehen

Liveblog: Das perfekte Dschungel-Dinner

20:00 Uhr
Lukas:
Hal­li­hal­lo, lie­be Leser, will­kom­men zum Live­blog. Wir sind – wie üblich – eine Vier­tel­stun­de zu früh drauf, aber das hat auch sei­nen Grund: Wir wer­den nicht nur dar­über blog­gen, wie wir im Fern­se­hen sehen, das ande­re Leu­te kochen – wir wer­den auch neben­her noch sel­ber kochen, essen und dar­über blog­gen. Oder es zumin­dest ver­su­chen.
Und damit begrü­ße ich mei­ne Mit­blog­ge­rin und Köchin (Welt­frau­en­tag war ges­tern), Kath­rin. Hal­lo Kath­rin, was gibt’s denn lecke­res?
Kath­rin: Unser Menü­plan für den Abend besteht aus einem raf­fi­nier­ten Toma­ten­sa­lat, als Haupt­spei­se ser­vie­re ich ein Hähn­chen­brust­fi­let mit Kar­tof­fel­ecken. Als leich­ten Nach­tisch gibt es Apfel­fi­lets natur.
Lukas: Gut, dass ich kein Pro­mi bin, sonst müss­te ich jetzt erst mal rät­seln, was das denn alles sein könn­te. Hät­te ich ja dann sicher noch nie gehört.

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Liveblog: Echo 2008

20:00 Uhr
Lukas:
Hal­li­hal­lo und herz­lich Will­kom­men im schöns­ten Beton­bun­ker öst­lich des Ber­li­ner ICCs. Weil mir mein Arzt davon abge­ra­ten hat, deut­sche Preis­ver­lei­hun­gen ohne see­li­schen Bei­stand anzu­se­hen, habe ich mir ein biss­chen Ver­stär­kung geholt und wer­de wäh­rend des Abends auch noch die ein oder ande­re Live­schal­te ver­su­chen. Zunächst aber begrü­ße ich mei­ne char­man­te Co-Blog­ge­rin Kath­rin. Hal­lo Kath­rin!
Kath­rin: Hal­lo Lukas!