Bei der Bekanntgabe der Nominierungen für den Grimme Online Award hatten die Verantwortlichen des Grimme-Instituts noch gescherzt: Peinlichkeiten wie im letzten Jahr wolle man dieses Jahr um jeden Preis vermeiden, außerdem dürfe die Jury ja maximal zwei Webseiten nachnominieren. Von diesem Recht machte die Jury prompt Gebrauch.
So schlimm wie im letzten Jahr, als die Jury das damalige Jury-Mitglied Mario Sixtus nachnominierte (der daraufhin sofort aus der Jury ausstieg und am Ende den Preis natürlich – und eigentlich zu Recht – gewann), ist es in diesem Jahr nicht geworden. Dieses Jahr entschied man sich nur, die Quote öffentlich-rechtlicher Angebote an den Nominierungen von erst 23,5% auf 26,3% zu erhöhen – immerhin strategisch geschickt zu einer Zeit, zu der Thomas Knüwer im Urlaub ist.
Wenigstens ist die jetzt nachnominierte “WDR Mediathek regional” schon seit mehr als einem halben Jahr online. Außerdem ist sie bedeutend einfacher zu bedienen als die ebenfalls nominierte ZDF-Mediathek, was aber auch keine große Kunst ist. Einbetten kann man die zur Verfügung stehenden Filme aber auch beim WDR nicht, so dass ich auf einen Beispielbeitrag verlinken muss. Auch hier darf/muss die Nominierung als Signal an die Politik verstanden werden, die bald darüber entscheiden muss, wie viel öffentlich-rechtliche Sender im Internet machen dürfen.
Erfahrungsgemäß lässt eine Nachnominierung darauf schließen, dass die Webseite auch einen Award kriegen wird – immerhin sieht es so aus, als finde die Jury das Angebot besser als alle Vorschläge der Nominierungskommission. Und das scheint mir das Kernproblem des GOA zu sein: es gibt eine Nominierungskommission, eine Jury und über allem das Grimme-Institut, das seinen guten Namen hergibt. Sie alle mögen für sich genommen jeweils nur das Beste wollen, aber die strikte Trennung, die für Transparenz sorgen soll, führt in Wahrheit immer zu Chaos und Häme in der Blogosphäre. Und auch wenn die sicher nicht der alleinige Maßstab sein sollte: ein Online-Preis, der regelmäßig Onliner gegen sich aufbringt, ist nichts wert.
Ach so, ich schrieb von zwei Nachnominierungen: neben der WDR-Mediathek wurde intro.de in die Liste aufgenommen, das Onlineportal zu Deutschlands studentischstem Musikmagazin. Das erstrahlt seit kurzem in einem zweinulligen, langsamen und unübersichtlichen … äh: Glanz und ist damit so egal wie das dazugehörige Heft.