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Kurt Beck wird Kanzlerkandidat der SPD

Nennen Sie mich humorlos, aber ich hasse Aprilscherze. Ich werde jeden, der sich heute daran versucht, für mindestens 15 Minuten verachten.

Das liegt unter anderem an dem Trauma, das ich erlitt, als ich vor zehn Jahren feststellte, dass es den von der Filmzeitschrift “Cinema” angekündigten Director’s Cut von James Camerons “Titanic” (inkl. Gastauftritt von Arnold Schwarzenegger als Kellner) nie geben wird. Ich stand schon fast an der Kinokasse, als ich den “Witz” bemerkte.

Aprilscherze funktionieren nach dem Prinzip “Freude plus Fallhöhe”, bzw. “Ärger plus Fallhöhe”: Man erzählt eine Geschichte, bei der sich die Zuhörer auf etwas freuen, das nie kommen wird, oder sich über etwas ärgern, das nie stattgefunden hat. Kinder oder andere logisch denkende Wesen würden das “Lügen” nennen.

Als Chuck Klosterman heute vor zwei Jahren das ewig verschobene Guns-n’-Roses-Album “Chinese Democracy” rezensierte, war das schon irgendwie witzig, aber nicht halb so gut wie die letzte Woche angekündigte (offensichtlich ernst gemeinte) PR-Aktion von Dr Pepper zum Thema.

Wenn ich mir so ansehe, wie viel Mühe sich manche Medien mit der Vorbereitung ihres Aprilscherzes gegeben haben, dann weiß ich auch, wieso diese den Rest des Jahres über so schwach sind. Bei anderen würde eine weitere Falschmeldung gar nicht auffallen.

Allerdings muss ich der Fairness halber sagen, dass es zumindest immer mal wieder ein paar sehr liebevoll durchdachte Aprilscherze gab und vermutlich auch geben wird: Das WDR-“Zeitzeichen” brachte vor vielen Jahren einen Bericht über die Einführung von Sächsisch als Unterrichtsfach in der DDR und bei Spiegel Online einestages findet sich die schöne Geschichte aus dem “Guardian” von 1977 über die Entdeckung der Inselrepublik San Serriffe. Aber wenn ich auf die reingefallen wäre, hätte ich sie vermutlich auch doof gefunden.