Vergangene Woche war ich dienstlich in Hamburg. Zwecks Zerstreuung auf dem Rückweg kaufte ich mir in der dortigen Bahnhofsbuchhandlung die aktuelle “Spex”-Ausgabe. Die kostet 5,50 Euro, ich hatte es nicht “passend” und reichte dem Verkäufer einen Zehn-Euro-Schein und einen Euro. Zurück bekam ich: 50 Cent.
“Entschuldigung, ich hatte Ihnen elf Euro gegeben”, sagte ich. Kann ja mal passieren.
“Nein, das waren sechs!”, antwortete der Mann bestimmt.
“Ja, nee. Es war ein roter Schein. Ich hatte keinen Fünfer mehr — sonst hätte ich den ja auch gegeben!”
Doch der Verkäufer beharrte darauf, ich hätte ihm einen Fünf-Euro-Schein gereicht. Ich blieb auch bei meiner Meinung.
Das sei aber alles gar kein Problem, sagte der Mann, ich solle einfach am nächsten Tag seinen Chef anrufen, der könne dann feststellen, ob zu viel Geld in der Kasse gewesen sei. Ein Abschlag sei jetzt nämlich nicht möglich (und wäre auch zeitlich kaum noch drin gewiesen). Schlecht gelaunt und grußlos verließ ich also den Laden, schimpfte leise auf Hamburg und die Menschheit als solche, und setzte mich in einen IC, dem gleich drei komplette Wagen fehlten und dessen Steckdose mein fast leeres iPhone nicht aufladen wollte. Ohne Musik und Internet trat ich also die Heimfahrt an und war dabei in einer Stimmung wie Uli Hoeneß nach einer 0:5-Heimspielniederlage gegen den VfL Osnabrück.
Am nächsten Tag hielt ich noch mal kurz Rücksprache mit meiner Würde, ob ich ernsthaft wegen fünf Euro in diesem Geschäft anrufen sollte. Doch mein Gerechtigkeitssinn und meine innere Oma (“Wer den Pfennig nicht ehrt, …”) gewannen die Überhand und so wählte ich eine Hamburger Nummer und trug mein Anliegen in den nächsten acht Minuten zwei, drei Mal vor. Auf offenbar sehr verschlungenen Wegen wurde der Apparat mit mir am Ende mehrfach durch das gesamte Geschäft getragen, zur Chefin hin und wieder zurück.
Ob es da Unregelmäßigkeiten gebe, könne sie erst am Montag sagen, erklärte mir die Chefin. Man werde mich aber auf alle Fälle zurückrufen. Ich dachte währenddessen: “No ja, wenn der Mann sich ein einziges Mal in die andere Richtung vertut, ist eh alles hinfällig.”
Eine Mitarbeiterin nahm meine Daten auf, wobei sich meine Hoffnung auf ein positives Ende vollends zerschlug:
“Wie heißen Sie?”
“Heinser. Heinrich, Emil, Ida, Nordp…”
“Heinrich, ja?”
“Nein, Heinser. Das schreibt man Heinrich, Em…”
“Ja, was denn nun? Heinrich oder Heinser?”
Ich war in einem Achtziger-Jahre-Sketch mit Dieter Hallervorden, Harald Juhnke und Eddi Arent gelandet — oder wahlweise in einer durchschnittlichen deutschen Unterhaltungssendung des Jahres 2012.
Am Montag klingelte mein Telefon nicht. Am Dienstag auch nicht, ebenso wenig am Mittwoch oder den folgenden Tagen. Eine Pointe hat die Geschichte nicht, weswegen ich sie wohl auch nicht noch mal erzählen werde.