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Nachtgeschichte

Heu­te Nacht ist er das ers­te mal plötz­lich wach. Er hat nicht geweint.
Ich schla­ge die Augen auf und er liegt neben mir. Zieht mir, wenig zärt­lich, an den Haa­ren und lacht, als gehe die Son­ne auf.
Es ist aller­dings erst zwei Uhr. Nachts. Die Son­ne hat noch nicht ein­mal dar­an gedacht, wie­der auf­zu­ge­hen.
„Dada bab­aba da“, höre ich.
„Genau“, den­ke ich bene­belt.
Zunächst ver­su­che ich, mich schla­fend zu stel­len. Viel­leicht schläft er ja dann auch wie­der ein. Er brab­belt und lacht aber ein­fach fröh­lich wei­ter und will mir offen­sicht­lich mit­tei­len, wie schön er es fin­det, gera­de so wach neben mir rum­zu­stram­peln. Das ist ja auch ne ganz neue Erfah­rung. Alles so dun­kel und ruhig.
Schla­fend stel­len funk­tio­niert also nicht. „Ich kann aber nicht schla­fen wenn er nicht schläft“, den­ke ich und döse weg. 10 Minu­ten spä­ter mache ich die Augen wie­der auf. Naja eher das eine Auge, das ande­re will nicht, das schläft ein­fach wei­ter.
Ich ste­he auf, neh­me ihn auf den Arm und lau­fe wip­pend durchs Zim­mer.
Wipp Wipp Wipp, Schu­ckel Schu­ckel Schu­ckel.
Und lau­fe voll vor die Wäsche­ton­ne. Ver­dammt.
Wir zucken bei­de erschro­cken zusam­men und sind aus der Ent­span­nung geris­sen. Naja, müder ist er offen­sicht­lich eh nicht gewor­den. Er strahlt mich von mei­nem Arm aus an und betrach­tet auf­merk­sam die dunk­le Umge­bung. Zwi­schen­durch ver­sucht er im Vor­bei­ge­hen, Din­ge von der Kom­mo­de zu schnap­pen.
Wir legen uns wie­der ins Bett. Mitt­ler­wei­le ist es 3 Uhr. Ich sehe neben mich. Er liegt auf dem Bauch und trom­melt mit bei­den Hän­den begeis­tert auf mei­nem nack­ten Unter­arm. Mein per­sön­li­cher Applaus.
3 Uhr 15. Er liegt auf dem Rücken neben mir und ist mitt­ler­wei­le dazu über­ge­gan­gen, sei­ne Hän­de im Dun­keln zu betrach­ten. Ich muss unwill­kür­lich lächeln. Das ist so ein fried­li­ches, voll­kom­me­nes Bild. Er betrach­tet die Hän­de kon­zen­triert und dreht sie hin und wie­der her, hin und her, hin und her, hin und her und gähnt.
Er gähnt.
Ha!
Ich schnap­pe ihn mir erneut und lau­fe wip­pend und Kind-schu­ckelnd durch den Raum. Er sieht mich an und lächelt breit. Kein Anzei­chen von Müdig­keit mehr vor­han­den. Viel­leicht hat­te ich mir das Gäh­nen auch nur erträumt.
Ich lege ihn wie­der neben mich ins Bett. Es ist halb 4. Lang­sam wer­den sei­ne Augen dann doch müde und er reibt sie mit sei­nen klei­nen Händ­chen.
Ich neh­me ihn in den Arm und wie­ge ihn leicht.
Die Augen schlie­ßen sich.
Sein Atem wird gleich­mä­ßi­ger, mei­ner auch.
Ich schlie­ße die Augen.
Stil­le.
Etwas zieht mich an den Haa­ren.
Ein „Bab­aba“ kämpft sich in mein müdes Bewusst­sein.
Mei­ne Augen kämp­fen erneut, um sich zu öff­nen.
Er lacht mich an.
Ich schaue auf die Uhr.
Es ist zwan­zig vor 4.
Nachts.
Gut ange­täuscht.
Ich ste­he auf, um wach zu wer­den, und spie­le kurz mit dem Gedan­ken, den Tag ein­fach zu begin­nen und Kaf­fee zu kochen, ent­schei­de mich aber aus zwan­zig vor vier Grün­den dage­gen.
Ich set­ze mich zu ihm ins Bett, set­ze ihn in mei­nen Schnei­de­sitz und wie­ge mich mit ihm hin und her. Ich ver­su­che zu sin­gen, aber sogar mei­ne Stim­me und mein Mund sind zu müde, es ist eher ein Kräch­zen. Ihm und mir zulie­be las­se ich das lie­ber.
Es ist 4 Uhr.
Er wiegt sich neben mir im Dun­keln hin und her, stram­pelt, lacht, kaut auf sei­nem Nil­pferd rum.
Ich mache die Affen­spiel­uhr an.
La Le Lu erfüllt den Raum.
Bei mir funk­tio­niert das super, ich wer­de direkt noch müder.
Er lacht mich an und freut sich über die Musik. So lie­gen wir da.
Abwar­tend.
Es ist 4 Uhr 15, als er end­lich beginnt, allei­ne die Augen zu schlie­ßen. Ich sehe ihm beim Ein­schla­fen zu. Ich betrach­te das klei­ne, völ­lig fried­li­che, wun­der­schö­ne Gesicht.
Es ist 4Uhr 30. Er schläft und ich bin müde, müde, müde und voll mit Lie­be für die­ses klei­ne Wesen.
Mor­gen ist Kaf­fee mein bes­ter Freund.