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Musik Gesellschaft

WunderInnen gibt es immer wieder

Pro­mo­ter wäre auch kein Job für mich: Die meis­te Zeit muss man ver­su­chen, Bands, die nie­mand hören will, oder Pro­duk­te, die nie­mand braucht, in der Pres­se zu plat­zie­ren – also: Leu­te ner­ven. Hat man durch einen glück­li­chen Zufall etwas im Port­fo­lio, um das sich die Jour­na­lis­ten prü­geln wür­den (den ange­sag­ten Pop­star, das neu­es­te Smart­phone, den Debüt­ro­man der Toch­ter eines berühm­ten Thea­ter­man­nes), ist man zur Selek­ti­on gezwun­gen – und wie­der has­sen einen die Leu­te.

Im Wust der vie­len News­let­ter, die mich heu­te erreich­ten, war aller­dings einer, der mich auf­hor­chen ließ:

Guten Tag,

Zum ers­ten Mal fin­det in Deutsch­land ein Fes­ti­val statt, des­sen Pro­gramm aus­schließ­lich Musi­ke­rIn­nen prä­sen­tiert!

Von den „Women Of The World“-Konzerten, die im Umfeld der Frank­fur­ter Musik­mes­se über die Büh­ne gehen, wol­len wir zwei her­aus­grei­fen: Gab­by Young & Fri­da Gold am 18. März sowie Jen­ni­fer Ros­tock & Gua­no Apes am 21.März.

Nun kann man sicher dar­über strei­ten, ob aus­ge­rech­net Jen­ni­fer Ros­tock, die Gua­no Apes und Fri­da Gold ((Die Band mit der schreck­li­chen Jury-Frau aus „Unser Star für Baku“.)) dazu geeig­net sind, das Anse­hen von Musi­ke­rin­nen (oder auch nur von Musik) zu stei­gern.

Aber das Pro­blem steckt ganz woan­ders: „ein Fes­ti­val, des­sen Pro­gramm aus­schließ­lich Musi­ke­rIn­nen prä­sen­tiert“?

Das Bin­nen­ma­jus­kel in „Musi­ke­rIn­nen“ steht eigent­lich für „Musi­ke­rin­nen und Musi­ker“ – und das ist, egal wie man es liest, Quatsch:

  • Wer, außer Musi­ke­rin­nen und Musi­kern, soll­te bei so einem Fes­ti­val schon auf­tre­ten? Okay: Inter­se­xu­el­le und Robo­ter viel­leicht. Aber sonst?
  • „Aus­schließ­lich Musi­ke­rin­nen“ tre­ten da auch nicht auf: Fri­da Gold, Jen­ni­fer Ros­tock und die Gua­no Apes haben jeweils ein weib­li­ches Band­mit­glied (die Sän­ge­rin), denen ins­ge­samt zehn männ­li­che gegen­über­ste­hen.
  • Selbst wenn aus­schließ­lich Musi­ke­rin­nen auf der Büh­ne stün­den, wäre das auch nicht „zum ers­ten Mal in Deutsch­land“ der Fall: Es gab und gibt jede Men­ge „Lady­fes­te“, bei denen teil­wei­se nur Frau­en oder wenigs­tens über­wie­gend Frau­en auf der Büh­ne stan­den.

Aber fol­gen Sie mir doch gera­de noch kurz in die Abgrün­de der PR:

Die­se drei Bei­spie­le aus der aktu­el­len deut­schen Musik­sze­ne reprä­sen­tie­ren bei ins­ge­samt 15 (pri­mär inter­na­tio­nal besetz­ten!) Kon­zer­ten stell­ver­tre­tend eine eben­so nahe lie­gen­de wie inno­va­ti­ve Idee: aus­schließ­lich Frau­en­power eine Büh­ne zu bie­ten! Die Ver­an­stal­ter hof­fen, dass die Pre­mie­re der Start­schuss ist, um „Main­hat­tan“ mit­tel­fris­tig als opti­ma­le Platt­form für Shows von Musi­ke­rIn­nen der unter­schied­lichs­ten Gen­res auf einem Fes­ti­val zu eta­blie­ren.

Aber gut: Das „Women of the World“-Festival sei hier­mit ange­kün­digt.

Ich muss wei­ter: Hier ist grad der (tat­säch­lich) ers­te News­let­ter der Mensch­heits­ge­schich­te ange­kom­men, in dem zwar der Name „Die­ter Gor­ny“ steht, das Wort „Krea­tiv­wirt­schaft“ aber fehlt. Und das kann ja nun wirk­lich nicht sein!