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Musik

Listenpanik: Reste 2009

Das Jahr ist bald zu Ende, Mar­kus hat sei­ne Bes­ten­lis­te schon raus­ge­hau­en, aber ich muss ja für nächs­te Woche erst mal das Jahr 2008 abfrüh­stü­cken, ehe ich mich dop­pelt und drei­fach dem Rück­blick auf das aktu­el­le Jahr wid­men kann.

Vor­her sol­len aber schon die Alben und Songs genannt wer­den, die die­ses Jahr für mich mit­be­stimmt haben, aber bis­her auf kei­ner Lis­ten­pa­nik-Lis­te genannt sind. Dass ich immer noch jede Men­ge über­se­hen habe, dürf­te klar sein. Aber wenigs­tens das hier ist schon mal nicht ver­ges­sen:

Alben
Kid Cudi – Man On The Moon – The End Of Day
Wie gesagt: Ich höre mich gera­de erst ein in die­ses Gen­re, das sie Hip-Hop oder Rap nen­nen. Ich bin also noch nicht sehr gut im Zuord­nen (wor­auf die Zei­le „I got nine­ty-nine pro­blems and they all bit­ches“ anspielt, ist mir trotz­dem auf­ge­fal­len), aber wer die­ses Album hört, muss sofort erken­nen, dass da jemand klu­ges Musik macht. Beats, Samples und Instru­men­te wer­den da zu anspruchs­vol­len Play­backs auf­ge­türmt, über die der 25-jäh­ri­ge Scott Ramon Segu­ro Mes­cu­di dann rappt wie ein Mann, der schon alles gese­hen hat. Die meis­ten Songs sind eher laid back und düs­ter und ins­ge­samt ist das Album, an dem auch Bands wie MGMT und Rata­tat mit­ge­wirkt haben, weit ent­fernt vom Arsch-und-Tit­ten-Hip-Hop, den man sonst im Musik­fern­se­hen sieht, falls gera­de mal Vide­os lau­fen. Ach ja: Lady Gaga wird auch noch gesam­pelt.

Jay‑Z – The Blue­print 3
Noch mal Hip-Hop, noch mal klug und anspruchs­voll. Genau­er kann ich das gar nicht beschrei­ben, aber es fühlt sich gut an, die­ses Album zu hören. Und wer sich „Fore­ver Young“ von Alpha­ville vor­nimmt, hat bei mir qua­si immer gewon­nen (vgl. Die Gol­de­nen Zitro­nen, Youth Group, Bushi­do feat. Karel Gott).

White Lies – To Lose My Life
Irgend­wann bin ich nicht mehr mit­ge­kom­men mit die­sen Joy-Divi­si­on-Bands. Sind White Lies über­haupt eine? Jeden­falls kom­bi­nie­ren sie trei­ben­de Rhyth­men, Gitar­ren­ge­schram­mel, Key­board­flä­chen und lei­den­schaft­li­chen Gesang. Und obwohl mir das in vier von fünf Fäl­len unglaub­lich auf die Ket­ten geht, gefällt es mir hier.

Tom Liwa – Eine Lie­be aus­schließ­lich
Nach Eso­te­rik-Pro­jek­ten und einer Flower­porn­oes-Reuni­on hat Tom Liwa mal wie­der ein rich­ti­ges Solo­al­bum auf­ge­nom­men: nur er und eine Gitar­re. Eröff­net wird „Eine Lie­be aus­schließ­lich“ von einer Gän­se­haut-Ver­si­on von „Cha­sing Cars“ (ja, das von Snow Pat­rol), hin­ter­her gibt’s auch noch mal Dylan („Idi­ot Wind“), dazwi­schen ganz viel Liwa. Man kann nur ahnen, was für Dra­men sich abge­spielt haben müs­sen, soll­ten die Tex­te alle­samt auto­bio­gra­phisch sein. Es ist Liwas bes­te Plat­te seit „St. Amour“ vor neun Jah­ren und erin­nert in ihrer Reduk­ti­on und Direkt­heit mit­un­ter sogar an die „Ame­ri­can Recor­dings“ von John­ny Cash – die mit­un­ter gewag­ten Über­steue­run­gen inklu­si­ve.

Songs
Kid Cudi – Up Up & Away
Da lobe ich ein Hip-Hop-Album und hebe dann den einen Song her­vor, in dem vor allem Gitar­ren zu hören sind. Aber, Ent­schul­di­gung, „Up Up & Away“ ist ein­fach ein Ham­mer von einem Song. Text­lich eine wun­der­ba­re Unab­hän­gig­keits­er­klä­rung, musi­ka­lisch eine der eupho­riestei­gernds­ten Num­mern des Jah­res. Und dann die­ser Slo­gan für T‑Shirts und Unter­arm-Täto­wie­run­gen: „They go judge me any­way, so: wha­te­ver?“

Glas­ve­gas – Geral­di­ne
Glas­ve­gas live zu sehen war eine schlech­te Idee für den ers­ten Ein­druck, denn ihr Auf­tritt hat mir die Band schon arg ver­lei­det. So bedurf­te es aus­ge­rech­net einer Lager­feu­er­ver­si­on von Thees Uhl­mann und Simon den Har­tog, damit ich erkann­te, was für ein tol­ler Song „Geral­di­ne“ ist. So unge­fähr der ein­zi­ge rich­tig tol­le auf dem selbst­be­ti­tel­ten Debüt-Album der Schot­ten, aber dafür eben ein wirk­lich rich­tig tol­ler. Als Lin­gu­ist ist man erstaunt, wie vie­le Voka­le in Zei­len wie „My name is Geral­di­ne, I’m your social worker“ offen­sicht­lich über­flüs­sig sind und ganz ein­fach weg­ge­las­sen wer­den kön­nen.

Jay‑Z – Empire Sta­te Of Mind
Er sei der neue Sina­tra, rappt Jay‑Z in sei­nem „New York“-Pendant. Und wahr­schein­lich hat er damit nicht mal unrecht. Dazu Strei­cher, Kla­vier, Chö­re und Ali­cia Keys. Einen Song die­ser Grö­ße hat die Stadt ver­dient („und umge­kehrt“, falls das Sinn ergibt), so wie Ber­lin „Schwarz zu Blau“ von Peter Fox.

Tom­my Fin­ke – Halt‘ alle Uhren an
Tom­my Fin­ke hat mir jetzt schon mehr­fach zu erklä­ren ver­sucht, was das für ein Sound ist, der da das Riff spielt. Inzwi­schen habe ich die Hoff­nung auf­ge­ge­ben, es zu ver­ste­hen, aber es ist auch egal. Ein schö­ner Sound, ein ein­gän­gi­ges Riff und ein wun­der­ba­rer Song. Das Album kommt im Janu­ar 2010, die Sin­gle ist jetzt schon drau­ßen und weil ich gemein­sam mit den Jungs von Get Addic­ted mit dem Künst­ler eine Wet­te über Chart­plat­zie­run­gen lau­fen habe, täten Sie uns allen einen Gefal­len (sich selbst natür­lich sowie­so), wenn Sie das Lied käuf­lich erwür­ben.

Vir­gi­nia Jetzt! – Die­ses Ende wird ein Anfang sein
Vir­gi­nia Jetzt! hat­te ich irgend­wann nach dem zwei­ten Album aus den Augen ver­lo­ren. Kürz­lich war ich bei einem ihrer Kon­zer­te (eigent­lich nur, um mir Oh, Napo­le­on im Vor­pro­gramm anzu­se­hen) und ich war wirk­lich schwer begeis­tert. So sehr, dass ich mir ihr aktu­el­les Album gekauft habe. Was live super funk­tio­nier­te, ist auf Plat­te mit­un­ter arg hart an der Gren­ze (wobei die Idee, Ste­fan Zau­ner von der Mün­che­ner Frei­heit Back­ground-Chö­re sin­gen zu las­sen, natür­lich schon gigan­tisch ist), aber „Die­ses Ende wird ein Anfang sein“, die­se char­man­te Up-Tem­po-Num­mer mit Blä­sern, die ist schon sehr gut gewor­den.

White Lies – To Lose My Life
„Let’s grow old tog­e­ther and die at the same time“ ist eigent­lich auch nichts groß ande­res als das, was John Len­non 1980 in „Grow Old With Me“ aus­drü­cken woll­te – und trotz­dem natür­lich irre roman­tisch. Dazu ein trei­ben­der Refrain mit einem Key­board, das so sen­sa­tio­nell ner­vig rein dröhnt, dass man sich die Ohren zuhal­ten müss­te – wenn das beim Tan­zen nicht total beknackt aus­sä­he. Ein schö­ner Song.

Lady Gaga – Papa­raz­zi
„Ernst­haft?“ Ernst­haft! Was für coo­le Sounds, was für ein gelun­ge­ner Refrain! Außer­dem dach­te ich am Anfang, als ich nur die Stro­phe gehört habe, das sei eine neu­er Song von The Kni­fe.

[Lis­ten­pa­nik, die Serie]