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Suchmaschinenoptimierung mit jetzt.de

Das Inter­net, das ist für die „Süd­deut­sche Zei­tung“ das, wo Kin­der­schän­der mit ille­ga­len MP3s das Ende des Qua­li­täts­jour­na­lis­mus hin­auf­be­schwö­ren. Für die Macher von „sueddeutsche.de“ hin­ge­gen ist das Inter­net das, wo man ein biss­chen Text und ein paar Dut­zend Bil­der zu soge­nann­ten Inhal­ten zusam­men­grup­pie­ren kann.

Für jetzt.de, das tra­gi­sche Über­bleib­sel des einst außer­or­dent­lich guten, ja: min­des­tens eine Gene­ra­ti­on prä­gen­den „jetzt!“-Magazins, ist das Inter­net das mit den ner­vi­gen Blogs und den arro­gan­ten Blog­gern. Oder das, wo „alle“ „schein­bar von nichts ande­rem“ reden als von:

jetzt.de beim SEO

Ste­fan Win­ter schreibt in einem lau­ni­gen Arti­kel:

„Nata­lie Port­man nackt!“ lau­tet eine belieb­te Goog­le-Such­an­fra­ge, die in der Tat nicht auf schmie­ri­ge Por­no-Sei­ten, son­dern auf Film-Blogs, Vani­ty Fair oder Bun­te.

Auf die Idee, die „Beliebt­heit“ einer Such­an­fra­ge mit einem Link auf die Goog­le-Suche bele­gen zu wol­len, muss man erst mal kom­men. 9.630 Ergeb­nis­se sind auch nicht so spek­ta­ku­lär wie … sagen wir: jetzt doof (613.000), aber egal. Nata­lie Port­man ist nackt in einem Film zu sehen, das muss man zum Auf­hän­ger machen, das muss man mit Screen­shots aus dem Film bele­gen.

Sicher: Auch ich habe, als ich vor drei Mona­ten über „Hotel Che­va­lier“ schrieb („Alle ande­ren reden spä­tes­tens seit Beginn des Jah­res schein­bar von nichts ande­rem mehr“), nicht uner­wähnt gelas­sen, dass vie­le nicht uner­wähnt las­sen konn­ten, dass Nata­lie Port­man in dem Film nackt zu sehen sei.

Bei jetzt.de sieht die Meta-Ebe­ne so aus:

In jedem Fall wird über den kur­zen Film berich­tet.

[…]

Und ja, auch wir berich­ten über den Vor­film, der sich neben der Nackt­heit durch die Musik (Peter Sar­stedt „Whe­re Do You Go To (My Love­ly)“) und durch die Tat­sa­che aus­zeich­net, dass Schwartzman ali­as Jack hier einen Ein­blick in die Vor­ge­schich­te sei­ner Rei­se gibt, die im Haupt­film erzählt wird.

jetzt.de „berich­tet“ in fünf Absät­zen, von denen sich fünf mit einer nack­ten Schau­spie­le­rin beschäf­ti­gen (soll vor­kom­men), bebil­dert das gan­ze mit vier Screen­shots, von denen zwei Nata­lie Port­man beim Ent­klei­den und Nackt­sein zei­gen (noch mal: man sieht nichts im Film, was über nack­te Haut hin­aus­gin­ge), packt die Kern­aus­sa­ge auch noch in die Über­schrift (Such­ma­schi­nen­op­ti­mie­rung für Anfän­ger) und mokiert sich über den „Auf­merk­sam­keits-Fokus für eine bestimm­te Zuschau­er­schaft“.

Was, bit­te, soll denn das sein, wenn nicht bil­li­ges Auf­merk­sam­keits­hei­schen für eine bestimm­te Leser­schaft?