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Musik

Listenpanik 11/​07: Torschlusspanik

Der Dezem­ber ist erfah­rungs­ge­mäß der Monat, in dem die Plat­ten­fir­men mit Best Ofs, Live­al­ben und Rari­tä­ten­samm­lun­gen am Weih­nachts­ge­schäft par­ti­zi­pie­ren wol­len. Die letz­ten nor­ma­len Alben erschei­nen des­halb meist im Novem­ber. Und selbst in mei­ne wie üblich sub­jek­ti­ve und will­kür­li­che Lis­te haben sich die Geld­ma­cher­plat­ten gescho­ben, die eben nicht immer Geld­ma­cher­plat­ten sind:

Alben
1. The Wom­bats – A Gui­de To Love, Loss & Despe­ra­ti­on
Kurz vor Ende des Musik-Jah­res und dem damit ver­bun­de­nen Lis­ten­schluss schiebt sich noch eine Band recht weit nach vor­ne ins Getüm­mel und brüllt „Hier sind wir!“ bzw. „Let’s Dance To Joy Divi­si­on“. Wer hät­te gedacht, dass die elf­mil­li­ons­te Indiepop­band mit tanz­ba­ren Rhyth­men und lus­ti­gen Tex­ten noch ein­mal eine sein wür­de, die rich­tig gut ist? The Wom­bats klin­gen wie eine Mischung aus viel Rakes und etwas Weezer und haben mit besag­tem „Let’s Dance To Joy Divi­si­on“ und „Back­fi­re At The Dis­co“ zwei bril­lan­te Sin­gles auf dem Album. Manch­mal lohnt es sich eben zu war­ten.

2. The Kil­lers – Saw­dust
Die Rari­tä­ten-Samm­lung der größ­ten Enter­tai­ner im heu­ti­gen Pop­busi­ness braucht ein wenig Zeit, ist aber toll. [aus­führ­li­che Bespre­chung folgt]

3. Bei­rut – The Fly­ing Club Cup
Ehr­lich gesagt bedurf­te es erst eines Kom­men­tars von Dani­el und eines Ein­sat­zes bei „Weeds“, ehe ich mich mich Bei­rut beschäf­tigt habe. Inzwi­schen lie­be ich die­se Mischung aus Indiepop und ver­schie­dens­ten Folk­lo­re-Ein­flüs­sen. Des­halb wei­se ich auch ger­ne auf die­ses famo­se zwei­te Album hin, das eigent­lich schon im Okto­ber erschie­nen ist.

4. Sigur Rós – Hvarf-Heim
Die Islän­der beglü­cken uns in die­sem Jahr nicht nur mit der sicher phan­tas­ti­schen, aber lei­der noch nicht gese­he­nen Tour-Doku­men­ta­ti­on „Hei­ma“, sie wer­fen auch noch ein Dop­pel­al­bum mit unver­öf­fent­lich­ten Songs und Akus­tik­ver­sio­nen auf den Markt. Das unter­schei­det sich musi­ka­lisch nicht all­zu sehr von den letz­ten Alben, aber das macht ja nichts, denn es ist natür­lich trotz­dem toll. Genau die rich­ti­ge Musik, um an einem nass­kal­ten Dezem­ber­nach­mit­tag auf dem Bett zu lie­gen, die Decke anzu­star­ren und von bes­se­ren Tagen zu träu­men.

5. New Young Pony Club – Fan­ta­stic Play­ro­om
Die (durch­aus char­man­te) Sin­gle „Ice Cream“ hat­te ich irgend­wie immer für was neu­es von Pea­ches gehal­ten. Das Album vom New Young Pony Club klingt ins­ge­samt nach Tal­king Heads und Blon­die (oder in heu­ti­gen Dimen­sio­nen The Sounds oder eben Pea­ches) und ist eben ziem­lich genau das, was man von New Wave mit Sän­ge­rin erwar­tet. Mein Gott, das klingt wie ein Ver­riss, ist aber durch­aus nett gemeint. Rein­hö­ren lohnt sich!

Songs
1. The Wom­bats – Let’s Dance To Joy Divi­si­on
Hat­te ich nicht oben schon geschrie­ben, wie toll das Album ist und wie posi­tiv es sich auf mei­ne Lau­ne aus­wirkt? „Let’s Dance To Joy Divi­si­on“ ist die Essenz des Gan­zen und passt natür­lich nur rein zufäl­lig zum aktu­el­len Joy-Devi­si­on-Re-Hype.

2. Bloc Par­ty – Flux
Es scheint dann wohl Tra­di­ti­on wer­den zu sol­len, dass Bloc Par­ty ihren Alben immer noch eine Non-Album-Track-Sin­gle hin­ter­her­schmei­ßen. War es vor zwei Jah­ren das gefäl­li­ge „Two More Years“, ist es dies­mal das erheb­lich sper­ri­ge­re „Flux“, das man so irgend­wie nicht erwar­tet hät­te und das einen trotz­dem nicht groß ver­wun­dert. Bei Bloc Par­ty muss man anschei­nend mit allem rech­nen, vor allem aber mit durch­weg guten Songs.

3. Nada Surf – See The­se Bones
Der ers­te Vor­bo­te des neu­en Nada-Surf-Albums, den man sich hier kos­ten­los her­un­ter­la­den kann, blieb letz­te Woche lei­der unge­spielt (in Bie­le­feld war er hin­ge­gen zu hören). Das Lied macht da wei­ter, wo die Band auf „The Weight Is A Gift“ auf­hör­te und über­brückt die War­te­pau­se bis zum neu­en Album „Lucky“ im Febru­ar.

4. Lin­kin Park – Shadow Of The Day
Als ich die Sin­gle zum ers­ten Mal hör­te (pas­sen­der­wei­se auf WDR 2), dach­te ich, Bono von U2 habe sich irgend­wie die Stim­me rui­niert. Es waren aber fas­zi­nie­ren­der­wei­se Lin­kin Park, von denen ich nie so recht weiß, wie ich sie fin­den soll. Das Video sieht auch ver­däch­tig nach U2 aus, aber ich glau­be, das macht den Charme die­ses Songs aus.

5. The Hoo­siers – Worried About Ray
Zuge­ge­ben: Eigent­lich ist das Video mit sei­ner groß­ar­ti­gen Hom­mage an Ray Har­ry­hau­sen ein Stück bes­ser als der Song selbst. Trotz­dem haben wir es auch hier wie­der mit einem Zwei-Minu­ten-Fünf­zig-Indie­schla­ger zu tun, der nie­man­dem weh tut und die Tanz­flä­chen fül­len dürf­te. Das Lied auf dem Radio­we­cker und der Tag begön­ne gut.