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Unterwegs Gesellschaft

Niemand ist ein Berliner

Ich bin zurück in Bochum. Fast wäre das schief gegan­gen, da der ICE aus Ber­lin Rich­tung Ruhr­ge­biet aus zwei Zügen besteht, die in Hamm getrennt wer­den, und ich natür­lich zunächst im fal­schen Zug­teil saß. Ich war aber nicht der Ein­zi­ge, den der Gleis­wech­sel und die ver­än­der­te Abfahrt­zeit am Ber­li­ner Haupt­bahn­hof irri­tiert hat­te: In Span­dau rann­ten gleich drei Leu­te aus dem hin­te­ren Teil nach vor­ne und zwei aus dem vor­de­ren nach hin­ten. Obwohl ich Ber­lin als Stadt eigent­lich nicht so mag, war es doch ein sehr schö­ner Auf­ent­halt. Ich habe lau­ter net­te Leu­te getrof­fen und Kreuz­berg ist nach vier dort ver­brach­ten Aben­den tief in mei­nem Her­zen.

Irri­tiert hat mich der Umstand, dass es in Ber­lin Schu­len und Spiel­plät­ze gibt, habe ich doch bis heu­te aus­schließ­lich Men­schen ken­nen­ge­lernt, die frü­hes­tens zum Stu­di­um nach Ber­lin gekom­men sind. Die Vor­stel­lung, es könn­te Per­so­nen geben, die in Ber­lin gebo­ren wur­den, erscheint mir des­halb hoch­gra­dig abwe­gig. Ande­rer­seits fie­le mir spon­tan auch nie­mand aus mei­nem Umfeld ein, der gebür­ti­ger Bochu­mer wäre.

Was auch mal wie­der über­deut­lich wur­de: Egal, wohin man kommt, man trifft immer jeman­den, der eine per­sön­li­che Dins­la­ken-Geschich­te hat. Chris­toph Schult­heis war als Kind sogar schon mal da und erin­ner­te mich gleich an ein schon lan­ge ver­dräng­tes Dins­la­ken-Detail: Im zen­tra­len Kreis­ver­kehr zwi­schen Stadt­hal­le und Super­markt stand lan­ge Jah­re ein gro­ßer gel­ber Weg­wei­ser, wie man ihn von Land- und Bun­des­stra­ßen kennt, der die Rich­tung und Ent­fer­nung nach Ber­lin angab. In Dins­la­ken, das damals noch nicht mal einen eige­nen Auto­bahn­an­schluss hat­te. Es soll­te wohl ein Sym­bol sein, auf dass man die sei­ner­zeit noch vor­herr­schen­de deut­sche Tei­lung im All­tag nicht ver­ges­se. Das Schild gewor­de­ne Weih­nachts­pa­ket an die Ver­wand­ten „drü­ben“.