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Musik

Britpop 2.0

The Ver­ve haben sich acht Jah­re nach ihrer Auf­lö­sung wie­der zusam­men­ge­fun­den, um gemein­sam auf Tour zu gehen und ein Album ein­zu­spie­len.

Ges­tern ver­öf­fent­lich­ten sie bei NME.com einen 14minütigen Mit­schnitt der ers­ten gemein­sa­men Jam­ses­si­on. Zwar sind sie damit nicht die ers­te Band, bei der man Mäus­chen im Pro­be­raum spie­len darf, aber eben eine wei­te­re der gol­de­nen Jah­re der bri­ti­schen Rock­mu­sik, die zu unge­wöhn­li­chen Ver­öf­fent­li­chungs­me­tho­den greift.

Radio­heads „In Rain­bows“ ent­wi­ckel­te sich für die Band zu einem schnel­len Erfolg, obwohl oder gera­de weil man es auch kos­ten­los legal her­un­ter­la­den kann. Sofort tauch­ten Gerüch­te auf, auch Oasis und Jami­ro­quai – eben­falls Bands, denen es nicht mehr auf jeden Pen­ny ankom­men dürf­te – wür­den mit ihren neu­en Alben nach­zie­hen. Die neue Char­la­tans-Sin­gle kann man seit ges­tern kos­ten­los beim Radio­sen­der XFM her­un­ter­la­den, das kom­plet­te Album soll im nächs­ten Jahr fol­gen.

So lang­sam stellt sich da natür­lich auch die Fra­ge, wie lan­ge sol­che Aktio­nen eigent­lich noch etwas beson­de­res sein wer­den. Weni­ger in dem Sin­ne, dass der­ar­ti­ge Down­loads bald die CD ersetzt haben wer­den (das kann ich mir bei aller Unfä­hig­keit der Musik­in­dus­trie nur schwer vor­stel­len), als viel­mehr so, dass die Down­loa­d­an­ge­bo­te infla­tio­när wer­den und schon bald kei­nen mehr inter­es­sie­ren.

The Ver­ve in allen Ehren1, aber Pro­be­raum­mit­schnit­te lan­de­ten frü­her auf obsku­ren Boot­legs, B‑Seiten, Antho­lo­gien oder Hid­den Tracks. Fans muss­ten lan­ge nach sol­chen Sachen suchen, heu­te bekommt man sie ein­fach geschenkt. Die Hard­core-Fans wer­den sich auch dar­über freu­en, aber es wird viel­leicht auch Leu­te geben, die den Stand­punkt „Was nix kos­tet ist auch nix!“ ver­tre­ten und die geschenk­ten Tracks dann für irgend­wie weni­ger wer­tig hal­ten.

Es bleibt jeden­falls span­nend.

1 Wenn die nach acht Jah­ren beim ers­ten Rum­dad­deln so klin­gen, bin ich mal wirk­lich auf die ein­ge­spiel­te Band im Stu­dio gespannt.