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Klare Fronten und ‘ne Schüppe voll Sand (Eurosport Revisited)

Als ich die Herren Migels, Jansch und Schulz vor zweieinhalb Wochen kennenlernte, war ich ja eher amüsiert. Es stellte sich aber heraus, dass die Kommentatoren bei ARD und ZDF nicht nur nicht besser waren, sie waren letzte Woche auch einfach weg. Und da die Sat.1-Leute schlichtweg nicht zu ertragen sind, habe ich dann doch die letzten Wochen mit Migels, Jansch und Schulz verbracht, sie sind mir inzwischen ans Herz gewachsen. Am Sonntag ist die Tour zu Ende (und wer weiß, was im nächsten Jahr sein wird), deshalb habe ich heute noch einmal genau hingehört:

Jansch: Das Kloster und die Kirche von Notre Dame, gelegen im kleinen Örtchen Simorre, das in der Gascaogne liegt – also heute ‘n ganzes Stück durch diese Landschaft, wir haben’s vorgestern, Nein: gestern schon mal erwähnt, dass sie sich bis zum Norden der Aquitaine erstreckt – von den Pyrenäen aus gesehen. Hier die Namenseinblendung für diese aus dem 13. Jahrhundert stammende kirchliche Einrichtung – und wir werden in diesem Baustil heute sicherlich noch ‘ne ganze Menge von Schlössern, Burgen und Kirchen zu Gesicht bekommen, in den nächsten Tagen wird’s dann ein bisschen zisellierter, da ist der Baustil nicht mehr so gradlinig, die Steine nicht mehr so wuchtig und die Fronten nicht mehr so klar.

Besonders interessant werden manche Gedankensprünge, wenn man nicht unentwegt auf den Bildschirm starrt und einem deshalb manche Kontextwechsel verschlossen bleiben:

Jansch: Einer der beiden Caisse-d’Épargne-Kapitäne, nämlich Valverde, sollte zugleich auch der beste Sprinter des Teams sein – ich weiß nicht, ob ihm vielleicht diese Nachführarbeit dienen soll. [Ein riesiges Sonnenblumenfeld kommt ins Bild] Mein Gott, hier würde van Gogh sicherlich das Herz aufgehen.

Auch das Thema des Tages, der Ausschluss des bisher führenden Michael Rasmussen, wird nicht ausgespart:

Migels: Wir haben ja vorhin schon einige Male über Michael Rasmussen gesprochen, der nicht mehr mit dabei ist: Sein, äh, Teamchef Theo de Rooy, der Niederländer, soll ihn wohl in, äh, der dänischen Boulevardzeitung “B.T.” als verrückt bezeichnet haben, und Michael Rasmussen hat auf der anderen Seite bestritten, dass er in Italien war. Davide Cassani, der ehemalige Profi, soll ihn ja dort im Training gesehen haben, zum gleichen Zeitpunkt, dass hat Rasmussen am letzten Dienstag während einer Pressekonferenz gesagt, sei er aber in, äh, Mexiko gewesen und habe dort trainiert. Na ja, ich glaube, das lässt sich ganz einfach lösen: Es gibt mit Sicherheit, wenn er in Mexiko war, einen Beleg dafür, dass er dort hingeflogen ist – ich denke nicht, dass er dort rübergeschwommen ist und dafür keinen Beleg hat, dann hätte er logischerweise keinen – also ganz einfach die Flugdaten nennen und die Quittung zeigen und und und, das kann der Herr Rasmussen mit Sicherheit alles belegen, wenn er das so getan hat, dann ist das Thema ja eigentlich vom Tisch.
Jansch: (verschwörerischer Tonfall) Schwarzfahrer sind manchmal sehr schwer zu identifizieren …
Migels: Schwarzflieger auch! (lacht)
Jansch: … denn es heißt ja, dass Rasmussen auch mit einem schwarzen Trikot auf seine Trainingsfahrten gehen würde – angeblich, weil er sich damit die Radsportliebhaber vom Hals halten wolle, die immer mitfahren wollen oder auch Autogramme haben wollen, und wann man dann im Mannschaftstrikot auf seine Trainingsfahrten gehen würde, wäre dieser Andrang besonders stark. Deshalb würde er auch manchmal in einem schwarzen, neutralen Trikot trainieren, aber es wird von vielen bezweifelt, dass das der wirkliche Grund ist, sondern um den, äh, Kontrolleuren der einzelnen Antidopingagenturen die Identifizierung zu erschweren würde diese Maßnahme ergriffen. An dieser Stelle vielleicht auch mal, weil es mir gerade wieder einfällt, ein Beispiel, dass es da sicherlich auch noch Nachholebedarf (sic!) gibt, auch bei der WADA: Denn am Mittwoch vor Beginn der Tour de France sind zwei Kontrolleure der WADA nach Vigo gefahren, dort wo Óscar Pereiro, der Zweite der vorjährigen Tour, zuhause ist, und sie haben abends, 19 Uhr, an der Tür geklingelt, seine Frau hat geöffnet und gesagt: “Oscar? Der ist auf dem Weg nach London!” Und da haben die WADA-Kontrolleure völlig konsterniert gefragt: “Wieso denn jetzt schon? Die Tour beginnt doch erst am Samstag …”

Und wem das noch nicht reicht, für die erklären die drei (von denen Jansch etwa 55% der Zeit spricht, Migels 40% und Schulz 5%) auch noch anschaulich das Streckenprofil:

Migels: Die Bergwertung, die jetzt gerade gefahren wird, der vierten Kategorie ist 1,4 Kilometer lang, 5,3% im Schnitt steil, also wirklich ‘ne kleine Autobahnbrücke, ein Hübel, Hügel, eine Schüppe Sand im Vergleich zum Col d’Aubisque.