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Fast Times At Dropout High

Da „lied abschluss­fei­er“ (oder Art­ver­wand­tes) in den letz­ten Tagen auf­fal­lend oft in den Such­an­fra­gen auf­ge­taucht ist, sehe ich das als Auf­ruf ori­en­tie­rungs­lo­ser Abitu­ri­en­ten, die drin­gend ein Mot­to­lied für ihren Schul­ab­schluss suchen, das nicht „(I’ve Had) The Time Of My Life“, „Sum­mer Of ‚69“ oder „Gei­le Zeit“ heißt.

Euch kann gehol­fen wer­den mit die­ser Lis­te und zahl­rei­chen iTu­nes-Links:

  • Ali­ce Coo­per – School’s Out
    Einen Ori­gi­na­li­täts­preis gibt’s dafür natür­lich nicht. Trotz­dem hat das Lied auch hun­dert fünf­und­drei­ßig Jah­re nach sei­nem Erschei­nen noch sei­nen Charme. Wer aller­dings ver­mei­den will, dass Mami und Papi (oder der Mathe­leh­rer) nost­al­gisch wer­den und mit­sin­gen, grei­fe lie­ber zu etwas ande­rem.
  • The Kil­lers – When You Were Young
    Ein ganz neu­es, ent­spre­chend unver­brauch­tes Lied. Hat den nöti­gen Dri­ve, passt text­lich eini­ger­ma­ßen und die Kil­lers dürf­ten an den aller­meis­ten Schu­len als Kon­sens­band durch­ge­hen.
  • Wir Sind Hel­den – Wenn es pas­siert
    Noch so ’ne Kon­sens­band, noch so ’n Text: „Wer jetzt blin­zelt, war nicht da.“ Außer­dem kommt das Lied mit einem paten­tier­ten Film­ab­spann-Rhyth­mus, was in dem Zusam­men­hang ja auch ganz pas­send ist.
  • Third Eye Blind – Gra­dua­te
    „Can I gra­dua­te?“ – Ja, das weiß ich doch nicht. Wenn Abi­ball ist: offen­sicht­lich. Passt eigent­lich ganz gut und den heu­ti­gen Emo-Kid­dies fällt viel­leicht gar nicht auf, dass die­se Teenage-Angst-Hym­ne schon zehn Jah­re alt ist.
  • Foo Figh­ters – Times Like The­se
    Die Foo Figh­ters dür­fen eigent­lich nir­gend­wo feh­len, wo Wich­ti­ges gefei­ert wird. Es sei jedem Schul­ab­gän­ger noch mal in den Klau­sur­bo­gen dik­tiert: Die Zeit zwi­schen Abi und Zivildienst/​Studium ist die schöns­te des Lebens. „It’s times like the­se you learn to live again /​ It’s times like the­se you give and give again /​ It’s times like the­se you learn to love again /​ It’s times like the­se time and time again.“
  • Vir­gi­nia Jetzt! – Fast wie Gigan­ten
    „Und so ste­hen wir noch Stun­den hier, fast wie Gigan­ten“ – Passt ganz schön, wenn man mit dem Zeug­nis in der Hand auf einer Büh­ne steht, sich in den Armen liegt und ewi­ge Freund­schaft und Treue schwört. In eine ähn­li­che Ker­be schla­gen auch Death Cab For Cutie – We Loo­ked Like Giants und The Pos­tal Ser­vice – We Will Beco­me Sil­hou­et­tes – die sind aber noch melan­cho­li­scher.
  • The Smas­hing Pump­kins – Tonight, Tonight
    Mein Vor­schlag für unse­ren eige­nen Abi­ball (es gewann „All Star“ von Smash Mouth). Text­lich in mei­nen Augen ein sehr pas­sen­des Lied, musi­ka­lisch aber natür­lich mit einem unver­kenn­ba­ren Hang zum Dra­ma­ti­schen. Wem es pein­lich ist, in der Öffent­lich­keit Flüs­se zu wei­nen, der ernen­ne „Tonight, Tonight“ lie­ber zur pri­va­ten Abi-Hym­ne in sei­nen eige­nen vier Wän­den.
  • Youth Group – Fore­ver Young
    Wem das (sehr schö­ne) Ori­gi­nal von Alpha­ville zu abge­grif­fen ist, der grei­fe zu die­ser fan­tas­ti­schen Cover­ver­si­on der aus­tra­li­schen Band Youth Group. Ein Span­nungs­bo­gen wie Cold­plays „Fix You“, ein Instru­men­tal­teil, der eini­ge Liter Pathos frei­setzt, aber nie pein­lich wird. Wer hier nicht die Arme aus­brei­ten und die Welt umar­men will, soll­te bes­ser gleich zuhau­se blei­ben und sein Zeug­nis im Sekre­ta­ri­at abho­len.
  • Bob Dylan – Fore­ver Young
    Glei­cher Titel, ande­res Lied. Dürf­te ein ziem­li­cher Exot auf Abi­fei­ern sein, klingt näm­lich eher nach Beer­di­gung. Trotz­dem soll­te Bob Dylan auf einer sol­chen Lis­te nicht feh­len – und „The Times They Are A‑Changin‘ “ wäre dann doch einen Tacken zu abge­grif­fen.
  • Some­thing Cor­po­ra­te – 21 And Invin­ci­b­le (bei iTu­nes nicht ver­füg­bar)
    End­lich mal wie­der so ’ne schö­ne Punk­rock­hym­ne übers Jung- und Frei­sein. Pro­blem: Wer bei sei­nem Abitur ein­und­zwan­zig ist, wird sich nicht mehr für unbe­sieg­bar hal­ten. Trotz­dem ein gutes, pas­sen­des Lied, an das man lei­der in Deutsch­land kaum ran­zu­kom­men scheint.
  • Stray­light Run – Exis­ten­tia­lism On Prom Night (auch nicht bei iTu­nes ver­füg­bar)
    Was für ein Titel, was für ein Text, was für ein Song. Natür­lich auch wie­der nur leicht über­teu­ert erhält­lich und natür­lich auch eine gan­ze Spur zu dra­ma­tisch, um zwi­schen Schul­lei­ter-Rede und kal­tes Büf­fet zu pas­sen. Lie­ber auf­le­gen, wenn man am Mor­gen danach total ver­ka­tert in sei­nem Ball­kleid auf dem Tep­pich­bo­den des bes­ten Freun­des auf­wacht. Dann aber bit­te mit­sin­gen!
  • Toco­tro­nic – Ich bin viel zu lan­ge mit euch mit­ge­gan­gen
    Als offi­zi­el­les Mot­to­lied gänz­lich unge­eig­net, als Ein­marsch­mu­sik bei der Zeug­nis­über­ga­be aber durch­aus denk­bar. Aller­dings wird man den Rest des Abends dann ver­mut­lich allei­ne ver­brin­gen müs­sen (was man aber wahr­schein­lich eh gewollt hät­te). Ist mit „Alles was ich will, ist nichts mit euch zu tun haben“ sogar noch stei­ger­bar.
  • Rea­dy­ma­de – The Gra­dua­te
    Eine die­ser zu oft igno­rier­ten, zu oft unter­schätz­ten und des­halb lei­der schon wie­der auf­ge­lös­ten Bands. Eine schö­ne Rock­num­mer, deren Titel natür­lich wun­der­bar passt. Ergän­zend dazu sei die­ses Album glei­chen Namens (aber gänz­lich ande­ren Inhalts) auch noch mal erwähnt.
  • Fee­der – We Can’t Rewind
    Von Fee­der eig­net sich bei­na­he jedes Lied für sol­che Anläs­se. Die­ses sei nur wegen sei­nes schö­nen Head­bang-Refrains genannt. Wer lie­ber „Woo­hooo“ sin­gen möch­te, dem sei „Fee­ling A Moment“ emp­foh­len, auch wenn das text­lich nicht so ganz passt.
  • kett­car – Lan­dungs­brü­cken raus
    Der uni­ver­sel­len Ver­wen­dung die­ser groß­ar­tigs­ten aller kett­car-Hym­nen steht ihr regio­na­ler Bezug lei­der ein biss­chen im Weg. Wer aber auf Stu­fen­fahrt in Ham­burg war, hat schon einen guten Vor­wand, die­ses Lied durch­zu­bo­xen. „Noch ein letz­tes Mal win­ken und ich bin raus“ passt aber auch in Bay­ern, Bran­den­burg oder Köln-Ehren­feld. Eben­falls nicht ganz unpas­send wäre übri­gens auch „Genau­er betrach­tet“ – oder gleich „Ich dan­ke der Aca­de­my“.
  • Bloc Par­ty – So Here We Are
    Zuge­ge­ben: So ganz passt das natür­lich nicht. Musi­ka­lisch ist es wie­der recht melan­cho­lisch und außer­dem lief das Lied schon im Wer­be­fern­se­hen. Also ins­ge­samt eher noch so ein Fall für die Nacht oder den Mor­gen danach. Ich woll­te es trotz­dem nicht uner­wähnt las­sen.
  • Manic Street Pre­a­chers – If You Tole­ra­te This Your Child­ren Will Be Next
    Hat natür­lich eigent­lich nichts mit unfä­hi­gen Leh­rern und schlech­tem Unter­richt zu tun. Ist auch als Mot­to­lied eher unge­eig­net, war aber mei­ne per­sön­li­che Ein­marsch­num­mer bei der Zeug­nis­über­ga­be und hat sich des­halb einen Platz auf die­ser Lis­te red­lich ver­dient.
  • Oasis – Live Fore­ver
    Wer einen Hang zum gepfleg­ten Alko­ho­lis­mus hat (und wie sonst soll man mehr­stün­di­ge offi­zi­el­le Tei­le auf Abi­fei­ern über­ste­hen?), kommt an den Gal­lag­her Brot­hers nicht vor­bei. Genau das rich­ti­ge Maß an jugend­li­cher Selbst­über­schät­zung, an unter­schwel­li­ger Melan­cho­lie und an Mit­gr­öl-Refrain, den so eine Abschluss­hym­ne braucht. Und da die letz­ten Blur-Fans ihr Abitur bereits 2001 gemacht haben, wird auch nie­mand dage­gen sein.
  • The Pos­tal Ser­vice – Such Gre­at Heights
    Aus völ­lig unver­ständ­li­chen Grün­den haben The Pos­tal Ser­vice in Deutsch­land immer noch nicht die Wür­di­gung erfah­ren, die sie ver­dient hät­ten – es ist Zeit, das zu ändern. „Such Gre­at Heights“ ist in ame­ri­ka­ni­schen Indi­edis­cos der Flo­or­fil­ler, bei dem jeder, aber auch wirk­lich jeder tan­zen muss. Und: Ja, man kann dar­auf tan­zen, auch wenn das Lied Anfangs über­haupt nicht danach klingt. Inwie­weit das Lied text­lich passt, hängt auch ein biss­chen von der Höhe der Büh­ne ab, auf der die Zeug­nis­über­ga­be statt­fin­det.
  • Tom­te – Die Schön­heit der Chan­ce
    Wenn ich heu­te Abitur machen wür­de, wür­de ich auch vor mil­der Gewalt (z.B. Kit­zeln, Sil­ber­mond-Dau­er­be­schal­lung, etc.) nicht zurück­schre­cken, um die­ses Lied zur Abi­hym­ne durch­zu­drü­cken. Zuge­ge­ben: Der unend­lich groß­ar­ti­ge Refrain kommt erst recht spät im Lied, dafür wird er oft genug wie­der­holt. „Das ist nicht die Son­ne, die unter­geht /​ Son­dern die Erde, die sich dreht“ sind ein­fach die bes­ten Zei­len, die in die­sem Jahr­hun­dert bis­her aus deut­scher Spra­che geformt wur­den, und musi­ka­lisch gibt es kaum ein bes­se­res Lied, um Arm in Arm umher­zu­hüp­fen.