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“Es gibt doch nichts Schlimmeres als nervende B-Promis.”

Wie jeder Fußball- und Nicht-Bayern-Fan, so habe natürlich auch ich eine ordentliche Abneigung gegen den FC Bayern München. Wie viele andere Nicht-Bayern-Fans hege aber auch ich große Sympathien für Mehmet Scholl. Der Mittelfeldspieler, der sich auch als Sampler-Kompilierer einen Namen gemacht hat, beendet heute seine Karriere als Profifußballer.

Grund genug für die Süddeutsche Zeitung, noch einmal ein ausführliches Interview mit ihm zu führen – auch wenn er sonst ungern Interviews gibt:

Ich wollte mich eben nur dann äußern, wenn ich auch etwas zu sagen habe. Ich wollte das Gefühl haben, dass mir jemand zuhört. Viele Leute geben Interviews nicht, weil sie was zu sagen haben, sondern weil sie wo erscheinen möchten. Sie beziehen ihren Marktwert daher und werden mit Werbeverträgen belohnt. Das ist in Ordnung. Aber nichts für mich.

Es ist ein Anekdotenreiches, selbstkritisches und versöhnliches Interview, das einmal mehr das Bild bestätigt, das man von Mehmet Scholl allgemein so hat: Ein Typ, den man in einer Kneipe erst auf den zweiten Blick entdeckt, dem man ein Bier ausgeben und sich nett mit ihm unterhalten würde.

Mir ging es um den Erhalt einer gewissen Lebensqualität – und zudem darum, den Leuten nicht auf die Nerven zu gehen. Es gibt doch nichts Schlimmeres als nervende B-Promis.

Es ist aber auch nicht zuletzt deshalb ein tolles Interview, weil man sich die Szenerie (zweieinhalb Stunden im Restaurant, am Nebentisch sitzt Stefan Effenberg nebst Gattin) so lebhaft vorstellen kann – inklusiver der ungläubigen Blicke der SZ-Redakteure bei dieser Szene:

Mehmet Scholl: Stellt’ euch mal vor, ich täusch’ an und laufe auf Uli Hoeneß auf. Dann sinke ich wie die Titanic!

SZ: Das will ja keiner. Wo werden Sie dann künftig Ihren Spieltrieb ausleben?

Mehmet Scholl: Kegeln werde ich.

SZ: KEGELN?

Ich wünsche Mehmet Scholl, dass er heute noch mal ein Tor schießt (es wäre sein erstes in dieser Saison) – und nur seinetwegen dürfen die Bayern heute ausnahmsweise mal gewinnen.