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Leben

Bild mal meine Meinung ab!

Wir alle fra­gen uns sicher regel­mä­ßig, wo Umfra­ge­er­geb­nis­se wie „Män­ner fin­den Ursu­la von der Ley­ens neue Fri­sur gut“, „Deut­sche fah­ren im Urlaub nur ungern in die Ukrai­ne“ oder „Wenn mor­gen Bun­des­tags­wahl wäre, wür­de Knut zur sexies­ten Schau­spie­le­rin gewählt“ her­kom­men. Bis­her war mein Grund­ge­dan­ke, dass da eini­ge irre PR-Men­schen in bom­ben­si­che­ren Kel­lern sit­zen und sol­che Zah­len aus­wür­feln. Dann klin­gel­te mein Tele­fon.

Eine Frau mitt­le­ren Alters aus der bran­den­bur­gi­schen Pro­vinz war dran und sag­te, sie rufe für das Mei­nungs­for­schungs­in­sti­tut Emnid an, ob sie bit­te ein Haus­halts­mit­glied über 60 Jah­ren spre­chen kön­ne. Mei­ne Erleich­te­rung, dem Schick­sal noch ein­mal ent­flo­hen zu sein, hielt nicht lan­ge: auch wenn es bei uns kein sol­ches gebe, wür­de sie mir ger­ne eini­ge Fra­gen stel­len, sag­te die Frau. Ich wil­lig­te ein, frag­te aber vor­her selbst nach, wie man bit­te­schön an mei­ne Num­mer, die ich noch nicht mal ken­ne, und die wirk­lich nir­gend­wo ver­zeich­net sei, kom­me. Das mache ein Zufalls­ge­nera­tor, ent­geg­ne­te die Frau und leg­te los. Nach 23:15 Minu­ten war ich fer­tig, hat­te zwei wund­te­le­fo­nier­te Ohren und mei­nen Bei­trag zu einem Hau­fen tol­ler Tor­ten­dia­gram­me in einem Hau­fen hoch­wer­ti­ger Medi­en gelie­fert.

Bei fol­gen­den Sta­tis­ti­ken wer­de ich in den nächs­ten Mona­ten „Mama, ich bin im Fern­se­hen!“ schrei­en dür­fen:

  • betr. der Zufrie­den­heit mit der Bun­des­po­li­tik („Geht so“)
  • betr. der Zufrie­den­heit mit der NRW-Lan­des­po­li­tik („Haben Sie die Opti­on ‚Beschis­sen‘?“)
  • die sog. Sonn­tags­fra­ge
  • betr. des Rauch­ver­bots bzw. des­sen Inter­pre­ta­ti­on durch die NRW-Lan­des­re­gie­rung
  • betr. der Wie­der­auf­nah­me der Ermitt­lun­gen im Mord­fall Buback und der mög­li­chen Begna­di­gung von Chris­ti­an Klar
  • betr. mei­ner Prä­fe­ren­zen für Kar­tof­fel­puf­fer oder Rei­be­ku­chen (in deed: auf die Fra­ge nach mei­ner Mei­nung über poli­tisch moti­vier­ten Ter­ro­ris­mus folg­te eine zu Kar­tof­fel­puf­fern und Rei­be­ku­chen …)
  • betr. mei­nes Geld­in­sti­tuts
  • betr. mei­ner Erfah­run­gen mit Ver­sand­händ­lern („tele­fo­nisch, Kata­log, Inter­net“)
  • betr. mei­ner Erfah­run­gen zu Dienst­leis­tun­gen per Inter­net (inkl. Musik­down­loads)
  • betr. mei­ner Mei­nung und Erfah­rung zu und mit Bio­le­bens­mit­teln
  • betr. mei­nem Geschmack in Sachen Fein­kost­sa­la­te („dar­un­ter ver­ste­hen wir Sala­te, die mit Mayo­nai­se zube­rei­tet wer­den“)
  • betr. diver­ser sta­tis­ti­scher Daten mei­nes Haus­halts

Inter­es­sant. Ich befür­wor­te übri­gens, dass Chris­ti­an Klar mit der Lan­des­re­gie­rung in NRW Kar­tof­fel­puf­fer essen soll – aber nur, wenn sie aus bio­lo­gi­schem Anbau kom­men und mit Apfel­mus ser­viert wer­den.