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Fernsehen Rundfunk

Der Schatz im Silberwald

Köln-Bock­le­münd an einem Diens­tag­mit­tag. Vor einer Hal­le auf dem Stu­dio­ge­län­de des WDR steht Wolf­gang Völz umringt von eini­gen Damen, unter­hält sich ange­regt und in sei­ner gewohnt gemüt­li­chen Art. Ihn scheint die Situa­ti­on fast schon etwas zu lang­wei­len, ich har­re der Din­ge, die da kom­men wer­den.

Kurz­fris­tig war der Vor-Ort-Ter­min ange­kün­digt, und trotz­dem sind die Jour­na­lis­ten in ansehn­li­cher Zahl gekom­men. Alle waren sie heiß dar­auf, über ein neu­es Musi­cal zu erfah­ren, das Wal­ter Moers dem WDR ange­bo­ten hat. „Die drei Bär­chen und der blö­de Wolf“ soll es hei­ßen. Wie das gan­ze aus­se­hen soll, davon kön­nen sich die Pres­se­ver­tre­ter heu­te ein eige­nes Bild machen.

Vor dem offi­zi­el­len Beginn des Ter­mins hole ich mir noch schnell einen Kaf­fee. Kom­me ins Gespräch mit einem Redak­teur von „Neu­es Deutsch­land“ und sei­ner Toch­ter. Kur­ze Zeit spä­ter stößt Wolf­gang Völz dazu. „Kind, spielst du ein Instru­ment? Ich habe ja Man­do­li­ne gespielt. Weißt du, was eine Man­do­li­ne ist?“ Nein, weiß das Kind nicht, und Völz legt an, zu erklä­ren, was für Geräu­sche eine Man­do­li­ne von sich gibt. Kur­ze Zeit spä­ter ver­schwin­det er, um sich ein Bier zu geneh­mi­gen. Und um die­se Tat­sa­che hin­ter­her mit dem Satz „Ich sau­fe mich zum Blau­bär“ zu ver­voll­stän­di­gen.

Wolfgang Völz

Das Kern­ziel des Ter­mins: Kulis­sen begu­cken und über das Musi­cal spre­chen. Ers­te Fest­stel­lung: es ist ein typi­scher Moers. Aber nicht nur in Sachen Sto­ry, son­dern auch was die Figu­ren und die Musik angeht. So hat Moers zusam­men mit Tho­mas Pigor (feder­füh­rend bei „Der Bon­ker“) die vier Musi­cal-Songs erar­bei­tet, und regel­mä­ßig bekam Moers Fotos der Pup­pen und der Kulis­sen über­mit­telt, um sie abzu­seg­nen.

Die Kulis­se selbst wur­de extra für das 45-Minu­ten-Stück ent­wor­fen. Nichts ist zu sehen vom Blau­bär­schen Kut­ter oder dem Zim­mer der Bär­chen. Anstatt des­sen fül­len eine Wald­hüt­te, ein umfang­rei­ches Wohn­zim­mer und ein gro­ßer Mär­chen­wald (im Stück „Sil­ber­wald“ beti­telt) die Pro­duk­ti­ons­hal­le.

Zur Sto­ry­line: Im ruhi­gen Sil­ber­wald stö­ren drei Bär­chen im Tokio Hotel-Style die Idyl­le. Beson­ders der im Wald ansäs­si­ge blö­de Wolf (Hein Blöd) fühlt sich vom Lärm gestört, ver­sagt aber an sei­ner eige­nen Doof­heit. Da kommt die gute blaue Fee (in Form von Käp­t’n Blau­bär) in einem him­mel­blau­en Stra­ßen­kreu­zer um die Ecke, um ihm gute Rat­schlä­ge zu geben und drei Wün­sche zu erfül­len.

Wie die Sto­ry wei­ter­geht, erfah­ren wie an die­ser Stel­le nicht, aber in ech­ter Blau­bär-Manier dürf­te es eine anstän­di­ge Geschich­te wer­den. Aber auch in Moers-Manier. Wer sei­ne Zamo­nien- Roma­ne kennt, der weiß von den Fähig­kei­ten des Autors, wenn es um die dezi­dier­te Beschrei­bung sei­ner Phan­ta­sie­wel­ten geht. In den Kulis­sen wird beson­ders deut­lich, dass die Zusam­men­ar­beit zwi­schen Pro­duk­ti­on und Autor geklappt hat: Moers‘ Sze­nen­be­schrei­bun­gen wer­den in Holz und Papp­ma­ché leben­dig. Es fühlt sich sehr beein­dru­ckend an, als ich mit einer klei­nen Grup­pe einen Abste­cher in die Sil­ber­wald- Kulis­se machen. Sogar das Gras des Wald­fuß­bo­dens ist echt, inklu­si­ve Wald­ge­ruch. „Wir hof­fen, dass die­se tol­le Wald­ku­lis­se nach den Auf­nah­men nicht ver­schrot­tet wird. Es wäre scha­de dar­um.“

Die drei Bärchen als Tokio Hotel

Der WDR sieht das Musi­cal als „Stück für die gan­ze Fami­lie“. Die Sto­ry für Kin­der, klei­ne Details wie Wort­spie­le als Bon­bon für die Erwach­se­nen.

Wäh­rend des Orts­ter­mins ist natür­lich auch Völz wie­der mit von der Par­tie und setzt sich mit in die Kulis­se. „Die­ses Schwein ist übri­gens mei­nem Bru­der nach­emp­fun­den“, wit­zelt er. Natür­lich wis­sen alle, dass er das nicht so meint.

Wolfgang Völz mit der guten Fee

Aus­ge­strahlt wer­den soll das nach wie vor in der Pro­duk­ti­on befind­li­che Musi­cal übri­gens im Okto­ber in der ARD und dem KiKa. Der kur­ze Vor­ge­schmack, der der Pres­se­meu­te vor Ort gezeigt wur­de, macht Lust auf mehr.